Erfahren Sie alles Wichtige über erblich bedingten Haarausfall und wie Sie aktiv gegensteuern können
Haare sind ein wichtiger Teil unseres Erscheinungsbildes und unserer Identität. Umso belastender kann es sein, wenn plötzlich immer mehr davon ausfallen und die Kopfhaut durchscheint. Viele Betroffene leiden unter androgenetischem Haarausfall, der häufigsten Form von Haarausfall überhaupt. Doch was steckt eigentlich dahinter? Und was kann man tun, um den Haarverlust zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen? In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wichtige über Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung der androgenetischen Alopezie.
Androgenetische Alopezie auf einen Blick
- Erblich bedingter, hormonell ausgelöster Haarausfall
- Betrifft vor allem Männer, aber auch viele Frauen
- Typische Symptome: schütteres Haar, lichter werdendes Deckhaar, hoher Haaransatz
- Hauptursachen: genetische Veranlagung und Androgene (männliche Hormone)
- Diagnose durch Arzt anhand von Symptomen, Untersuchungen und Hormontest
- Behandlung je nach Stadium und Schweregrad: Medikamente, Haarwäsche, Lasertherapie oder Haartransplantation
- Vorbeugen durch gesunden Lebensstil und schonende Haarpflege
Was ist androgenetische Alopezie?
Die androgenetische Alopezie, umgangssprachlich auch erblich bedingter Haarausfall genannt, ist die häufigste Form von Haarausfall. Sie wird durch eine Kombination aus genetischer Veranlagung und der Wirkung männlicher Hormone (Androgene) verursacht. Dabei kommt es zu einem fortschreitenden, diffusen Verlust der Kopfbehaarung, der in charakteristischen Mustern verläuft.
Obwohl viel häufiger Männer betroffen sind, tritt die androgenetische Alopezie auch bei zahlreichen Frauen auf. Experten schätzen, dass etwa 80% der Männer und 50% der Frauen im Laufe ihres Lebens androgenetischen Haarausfall entwickeln. Bei Männern setzt er oft schon in jungen Jahren ein, während er sich bei Frauen meist erst nach den Wechseljahren manifestiert.
ℹ️ Die androgenetische Alopezie hat nichts mit dem normalen, täglichen Haarausfall von bis zu 100 Haaren zu tun. Dieser ist völlig natürlich, da Haare einem ständigen Erneuerungszyklus unterliegen.
Wie äußert sich eine androgenetische Alopezie?
Die Symptome der androgenetischen Alopezie entwickeln sich schleichend und folgen einem typischen Verlauf:
- Schütteres, feines Haar: Das Haar wirkt insgesamt dünner und kraftloser. Durch die Kopfhaut schimmert immer mehr durch.
- Hoher Haaransatz und Geheimratsecken: Der Haaransatz verschiebt sich vor allem an den Schläfen und am Oberkopf nach hinten. Es entstehen die charakteristischen Geheimratsecken.
- Lichter werdendes Deckhaar: Die Haardichte am Oberkopf nimmt sichtbar ab. Bei Männern zeigt sich häufig eine kreisrunde Tonsur.
- Haarkranz bleibt erhalten: Die Haare an den Seiten und am Hinterkopf sind von der Alopezie meist nicht betroffen.
Bei Frauen verläuft der erblich bedingte Haarausfall etwas anders als bei Männern: Es kommt seltener zu einem kompletten Verlust des Deckhaars, sondern eher zu einem diffusen Ausdünnen der Haare im Scheitel- und Oberkopfbereich. Geheimratsecken sind bei der weiblichen Form weniger stark ausgeprägt.
🚨 Plötzlicher, kreisrunder Haarausfall oder entzündete Kopfhaut sind keine typischen Anzeichen einer androgenetischen Alopezie. Hier sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen, um andere Haarerkrankungen auszuschließen.
Welche Ursachen hat erblich bedingter Haarausfall?
Wie der Name schon sagt, wird die androgenetische Alopezie maßgeblich durch genetische Faktoren ausgelöst. Forscher haben mehrere Gene identifiziert, die an der Entstehung beteiligt sind. Liegt eine solche Veranlagung vor, reagieren die Haarfollikel überempfindlich auf normale Spiegel männlicher Geschlechtshormone (Androgene).
Das Hormon Dihydrotestosteron (DHT) spielt dabei eine Schlüsselrolle: Es dockt an die Rezeptoren der Haarfollikel an und beschleunigt deren Alterungsprozess. Die Follikel schrumpfen, die nachwachsenden Haare werden immer dünner und fallen schließlich ganz aus. Es handelt sich also nicht um ein Stoppen des Haarwuchses, sondern um eine kontinuierliche Miniaturisierung der Haarfollikel über viele Zyklen hinweg.
Neben der Genetik und Androgenen gibt es noch weitere Faktoren, die androgenetischen Haarausfall begünstigen können:
- Hormonelle Veränderungen: Schwankungen des Hormonhaushalts, z.B. in den Wechseljahren oder nach einer Schwangerschaft, können den Prozess beschleunigen.
- Stress und unausgewogene Ernährung: Anhaltender Stress, Nährstoffmangel oder radikale Diäten können den Haarwuchs zusätzlich negativ beeinträchtigen.
- Rauchen: Studien zeigen, dass Raucher ein erhöhtes Risiko für Alopezie haben, vermutlich aufgrund der reduzierten Sauerstoffversorgung der Kopfhaut.
Welche Komplikationen können auftreten?
An sich ist die androgenetische Alopezie eine harmlose Erkrankung ohne gesundheitliche Folgen. Die fehlenden Haare haben keinen Einfluss auf die Schutzfunktion der Kopfhaut. Dennoch kann der Haarverlust für Betroffene eine schwere psychische Belastung darstellen:
- Vermindertes Selbstwertgefühl: Viele Patienten schämen sich für ihre schütter werdenden Haare und leiden unter einem Gefühl der Unattraktivität.
- Sozialer Rückzug aus Angst vor Stigmatisierung und Ablehnung.
- Depressive Verstimmungen und Angstzustände als Folge des Kontrollverlusts über das eigene Aussehen.
Gerade bei jüngeren Patienten kann androgenetischer Haarausfall die Lebensqualität erheblich einschränken. Sie fühlen sich oft nicht verstanden und ziehen sich zurück. Hier ist psychologische Unterstützung ratsam, um zu lernen, die Erkrankung zu akzeptieren. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann ebenfalls entlastend wirken.
Wie wird eine androgenetische Alopezie diagnostiziert?
Zeigen sich die typischen Symptome, sollten Sie unbedingt einen Dermatologen aufsuchen. Nur dieser kann die Diagnose “androgenetische Alopezie” zweifelsfrei stellen und andere Ursachen für den Haarausfall ausschließen.
Bei der Untersuchung achtet der Arzt auf folgende Punkte:
- Befragung zu Symptomen, Beginn und Verlauf des Haarausfalls
- Familiäre Vorbelastung (Leidet jemand in Ihrer Familie auch unter Alopezie?)
- Beurteilung von Haardichte, Haarqualität und Kopfhaut
- Mikroskopie einzelner Haarwurzeln, um den Zustand der Haarfollikel zu beurteilen
- Zupftest, um die Haare auf ihre Festigkeit zu prüfen
- Hormontest zur Bestimmung des Androgenspiegels, v.a. bei Frauen wichtig
- Begleitende Blutuntersuchungen zum Ausschluss von Eisenmangel und anderen Nährstoffdefiziten
Anhand der Gesamtschau aller Befunde kann der Arzt dann die Diagnose stellen und den Schweregrad der Alopezie nach der Hamilton-Norwood- bzw. Ludwig-Skala einordnen. Das ist wichtig für die Therapieplanung.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Je nach Stadium und Ausprägung stehen verschiedene Optionen zur Behandlung der androgenetischen Alopezie zur Verfügung. Dabei ist eines ganz wichtig: Je früher Sie eingreifen, desto besser stehen die Chancen, den Haarverlust aufzuhalten und die Follikel zu reaktivieren. Sind die Haarwurzeln erst einmal abgestorben, lässt sich der Prozess leider nicht mehr umkehren.
Die gängigsten Therapiemöglichkeiten im Überblick:
- Minoxidil-Lösung oder -Schaum: Regt das Haarwachstum an, sehr effektiv bei Frauen, frei in Apotheken erhältlich. Die tägliche Anwendung erfordert Geduld, erste sichtbare Ergebnisse zeigen sich meist nach 3-6 Monaten.
- Antiandrogene Medikamente: hemmen die Umwandlung von Testosteron in DHT und blockieren so den schädigenden Einfluss auf die Haarfollikel. Für Männer sind Finasterid und Dutasterid geeignet, Frauen behandelt man mit speziellen Verhütungsmitteln (“Pille”).
- Spezielle Haarwäsche und Leave-on-Produkte, z.B. mit Koffein, Aminexil oder Hyaluronsäure. Unterstützen die Therapie, indem sie die Durchblutung der Kopfhaut fördern und die Nährstoffversorgung der Follikel verbessern.
- Gezielte Laserbehandlung (Low-Level-Lasertherapie): Stimuliert das Haarwachstum, kann bei leichteren Formen der Alopezie allein oder begleitend zu anderen Verfahren sinnvoll sein. Die Behandlung erfolgt durch geschultes Fachpersonal und muss regelmäßig wiederholt werden.
- Haartransplantation: Verlagerung eigener, nicht hormonempfindlicher Haarwurzeln in die kahlen Areale. Aufwändiges operatives Verfahren, das sehr natürliche und langanhaltende Resultate liefert. Kommt vor allem für Männer im fortgeschrittenen Stadium in Frage.
Wichtig ist, dass Sie die Behandlung konsequent über einen langen Zeitraum durchführen, um den Erfolg zu sichern. Hören Sie zu früh auf, kann der Haarausfall erneut einsetzen. Denken Sie auch daran, dass keine der Methoden zu einem übermäßigen Haarwuchs führt – sie können nur helfen, den natürlichen Haarverlust aufzuhalten oder umzukehren.
Was kann man selbst tun, um Haarverlust vorzubeugen?
Auch wenn sich eine genetische Veranlagung nicht ändern lässt, können Sie einiges tun, um die androgenetische Alopezie hinauszuzögern oder abzumildern:
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene, vitaminreiche Kost mit viel Obst, Gemüse und hochwertigen Proteinen versorgt Haare und Kopfhaut optimal mit Nährstoffen. Achten Sie besonders auf ausreichend Eisen, Zink und Biotin.
- Gute Haarpflege: Vermeiden Sie häufiges Haarewaschen und aggressive Stylingprodukte. Kämmen und föhnen Sie Ihre Haare schonend, verzichten Sie auf Chemikalien wie Färbemittel oder Dauerwellen.
- Stressbewältigung: Sorgen Sie für regelmäßigen Stressausgleich durch Sport, Entspannungsübungen oder Hobbys. Stress setzt dem Körper zu und kann Haarausfall verstärken.
- Kopfhautmassagen: Sanftes Massieren regt die Durchblutung der Kopfhaut an und verbessert so die Nährstoffversorgung der Haarwurzeln.
- Meiden Sie Giftstoffe wie Nikotin und Alkohol: Sie schränken die Sauerstoffzufuhr zu den Haarfollikeln ein und lassen diese schneller altern.
- Schützen Sie Ihr Haar vor UV-Strahlung und Hitze, z.B. durch einen Hut oder eine Leave-In-Pflege mit UV-Filter.
💡 Es gibt leider keine Wundermittel gegen erblich bedingten Haarausfall. Seien Sie skeptisch bei vollmundigen Werbeversprechen – wirklich helfen können nur klinisch geprüfte Präparate und Behandlungsmethoden.
Fazit
Die androgenetische Alopezie ist eine weit verbreitete, genetisch bedingte Form von Haarausfall, die nach typischen Mustern verläuft. Betroffene leiden oft sehr unter dem Verlust ihrer Haare, denn er kann erhebliche Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl haben.
Es gibt jedoch gute Nachrichten: Mittlerweile stehen vielfältige Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, um den Haarverlust zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen. Von speziellen Medikamenten über Laserbehandlungen bis hin zur Haartransplantation – die moderne Medizin bietet zahlreiche Optionen, um die androgenetische Alopezie effektiv zu bekämpfen.
Entscheidend ist, dass Sie frühzeitig aktiv werden und sich von einem erfahrenen Dermatologen beraten lassen. Je eher Sie eingreifen, desto besser stehen die Chancen, Ihre Haare langfristig zu erhalten. Scheuen Sie sich nicht, das Thema beim Arzt anzusprechen – Haarausfall ist eine Krankheit wie jede andere und bedarf einer fachkundigen Behandlung.
Gleichzeitig können Sie selbst viel tun, um Ihrem Haar etwas Gutes zu tun und dem erblich bedingten Haarausfall vorzubeugen. Eine ausgewogene Ernährung, schonende Pflege und ein gesunder Lebensstil sind wichtige Bausteine, um die Haarfollikel von innen und außen zu stärken. Seien Sie geduldig und bleiben Sie am Ball – Ihr Haar wird es Ihnen danken!
Fassen wir zusammen:
- Androgenetische Alopezie = häufigste Form erblich bedingten Haarausfalls
- Tritt meist schon in jungen Jahren auf, nach typischen Verlaufsmustern
- Ursache: Zusammenspiel aus Genetik und männlichen Hormonen (v.a. DHT)
- Diagnose durch Hautarzt mittels Untersuchungen, Zupftest und Hormonbestimmung
- Effektive Therapien: Minoxidil, Antiandrogene, Lasertherapie oder Haartransplantation
- Vorbeugen durch schonende Haarpflege, gesunde Ernährung und Stressabbau
- Frühzeitige Behandlung entscheidend für langfristigen Erfolg – je früher, desto besser!
Auch wenn eine androgenetische Alopezie zunächst ein Schock ist: Verlieren Sie nicht den Mut! Mit der richtigen Unterstützung und einer konsequenten Behandlung können Sie dem Haarausfall erfolgreich entgegentreten. Scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und über Ihre Sorgen zu sprechen. Sie sind mit Ihrem Problem nicht allein – es gibt viele Betroffene, die ähnliche Erfahrungen machen. Tauschen Sie sich aus, bleiben Sie aktiv und behalten Sie Ihr Ziel vor Augen: Ein selbstbewusstes Leben mit gesunden, vollen Haaren.
Quellen
- Blumeyer, A. (2020). Androgenetische Alopezie. In: Trüeb, R.M., Rezende, H.D., Duque-Estrada, B. (Hrsg.) Haare und Haar-Krankheiten: Grundlagen, Diagnose und Behandlung, Trichologie in der Praxis. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-60895-1_9
- Wolff, H., Fischer, T. W., & Blume-Peytavi, U. (2016). The Diagnosis and Treatment of Hair and Scalp Diseases. Deutsches Arzteblatt international, 113(21), 377–386. https://doi.org/10.3238/arztebl.2016.0377
- Kanti, V., Messenger, A., Dobos, G., Reygagne, P., Finner, A., Blumeyer, A., Trakatelli, M., Tosti, A., Del Marmol, V., Piraccini, B. M., Nast, A., & Blume-Peytavi, U. (2018). Evidence-based (S3) guideline for the treatment of androgenetic alopecia in women and in men – short version. Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology : JEADV, 32(1), 11–22. https://doi.org/10.1111/jdv.14624
- Dinh, Q. Q., & Sinclair, R. (2007). Female pattern hair loss: current treatment concepts. Clinical interventions in aging, 2(2), 189–199.
- Varothai, S., & Bergfeld, W. F. (2014). Androgenetic alopecia: an evidence-based treatment update. American journal of clinical dermatology, 15(3), 217–230. https://doi.org/10.1007/s40257-014-0077-5
- Vincent, M., & Yogiraj, K. (2013). A Descriptive Study of Alopecia Patterns and their Relation to Thyroid Dysfunction. International journal of trichology, 5(1), 57–60. https://doi.org/10.4103/0974-7753.114701