Cholangitis: Symptome, Ursachen, Diagnose und Behandlung erkennen und verstehen

Alles Wissenswerte über die gefährliche Gallengangentzündung

Haben Sie schon einmal von Cholangitis gehört? Hinter diesem Fachbegriff verbirgt sich eine ernstzunehmende Entzündung der Gallengänge, die unbehandelt lebensbedrohlich werden kann. Tückisch dabei ist, dass die Symptome anfangs oft unspezifisch sind und leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden können. Umso wichtiger ist es, die Anzeichen frühzeitig zu erkennen und rasch zu handeln.

In diesem Artikel erfahren Sie alles Wesentliche über Cholangitis: wie sich die Krankheit äußert, wodurch sie ausgelöst wird und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Sie lernen die Risikofaktoren kennen und erhalten wertvolle Tipps zur Vorbeugung im Alltag. Nach der Lektüre sind Sie bestens informiert und wissen, worauf Sie achten müssen.

Cholangitis auf einen Blick

  • Entzündung der Gallengänge, oft durch Gallensteine oder Infektionen verursacht
  • Häufige Symptome: Bauchschmerzen, Gelbsucht, Fieber und Schüttelfrost
  • Komplikationen wie Sepsis oder Leberversagen möglich
  • Diagnose durch Bluttests, Ultraschall und ERCP
  • Behandlung mit Antibiotika, Gallengangdrainagen oder Operationen
  • Vorbeugung durch gesunde Ernährung und rechtzeitige Behandlung von Gallensteinen

Was genau ist Cholangitis?

Cholangitis ist der medizinische Fachbegriff für eine Entzündung der Gallengänge. Die Gallengänge sind röhrenförmige Strukturen, die die Galle von der Leber in den Dünndarm transportieren. Dort spielt die Gallenflüssigkeit eine wichtige Rolle bei der Fettverdauung.

Bei einer Cholangitis sind die Gallengänge entzündet und oft auch verengt oder blockiert. Dadurch kann die Galle nicht mehr ungehindert abfließen und staut sich zurück in Richtung Leber. Das führt zu den typischen Beschwerden und kann auf Dauer das Organ schädigen.

Man unterscheidet zwei Formen der Cholangitis:

  1. Akute Cholangitis: plötzlicher Beginn mit starken Symptomen, erfordert sofortige Behandlung
  2. Chronische Cholangitis: schleichender Verlauf über Monate bis Jahre, oft als Folge anderer Grunderkrankungen

Die häufigsten Symptome der Cholangitis

Die Anzeichen einer Cholangitis können von Fall zu Fall unterschiedlich ausgeprägt sein. Zu den charakteristischen Symptomen gehören:

  • Bauchschmerzen, vor allem im rechten Oberbauch
  • Gelbsucht (Gelbfärbung von Haut und Augen)
  • Fieber und Schüttelfrost als Zeichen einer Infektion
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Juckreiz am ganzen Körper
  • Dunkler Urin und heller Stuhl
  • Müdigkeit und allgemeines Krankheitsgefühl

Treten mehrere dieser Beschwerden in Kombination auf, ist das ein ernstzunehmendes Warnzeichen. Zögern Sie dann nicht, rasch einen Arzt aufzusuchen!

Wichtig: Bei hohem Fieber, starken Schmerzen und Schüttelfrost könnte bereits eine lebensgefährliche Sepsis drohen. Rufen Sie in diesem Fall sofort den Notarzt!

Ursachen und Risikofaktoren der Cholangitis

Die häufigste Ursache für eine Cholangitis sind Gallensteine. Dabei handelt es sich um feste Ablagerungen in der Gallenblase oder den Gallengängen. Blockieren die Steine die Gallengänge, kommt es zum Gallenstau mit einer aufsteigenden bakteriellen Infektion. Diese Keime gelangen oftmals aus dem Darm in die gestauten Gallenwege.

Weitere mögliche Auslöser und begünstigende Risikofaktoren sind:

  • Tumore der Gallengänge, Bauchspeicheldrüse oder Leber
  • Fehlbildungen und Vernarbungen der Gallenwege, z.B. nach Operationen
  • Parasiten wie der Leberegel oder Spulwürmer
  • Autoimmunerkrankungen wie die primär biliäre Cholangitis (PBC)
  • Eingriffe an Gallenwegen oder Darm wie eine ERCP
  • Geschwächtes Immunsystem, z.B. bei HIV oder unter Chemotherapie
  • Vorerkrankungen wie Mukoviszidose oder Morbus Crohn
  • Lange Liegedauer von Gallengangsdrainagen oder Stents

Mögliche Komplikationen und deren Anzeichen

Wird eine Cholangitis nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, drohen schwerwiegende Komplikationen:

  • Bakterielle Blutvergiftung (Sepsis): Ausbreitung der Keime in den ganzen Körper mit lebensbedrohlichem Organversagen
  • Gallengangsabszesse: Eiteransammlungen in den entzündeten Gallengängen
  • Leber- und Bauchspeicheldrüsenentzündung: Übergreifen der Infektion auf umliegende Organe
  • Vernarbungen und Verengungen der Gallengänge: dauerhafte Abflussstörungen mit wiederkehrenden Entzündungsschüben
  • Leberversagen: fortschreitende Zerstörung des Lebergewebes bis hin zum kompletten Funktionsausfall

Warnzeichen für solche Komplikationen sind:

  • Hohes Fieber über 39°C und Schüttelfrost
  • Starke, krampfartige Bauchschmerzen
  • Zunehmende Gelbsucht trotz Behandlung
  • Verwirrtheit und Bewusstseinsstörungen
  • Blutdruckabfall und erhöhte Atemfrequenz
  • Aufgeblähter Bauch und galliger Erbrechen

Treten diese bedrohlichen Anzeichen auf, zählt jede Minute! Alarmieren Sie sofort den Notarzt, denn es könnte Lebensgefahr bestehen.

So diagnostiziert der Arzt eine Cholangitis

Der Verdacht auf eine Cholangitis ergibt sich meist schon aus den geschilderten Beschwerden und der körperlichen Untersuchung. Zur Sicherung der Diagnose und zum Ausschluss anderer Erkrankungen kommen dann verschiedene apparative Untersuchungen und Labortests zum Einsatz:

  • Bluttests: Entzündungswerte (CRP, Leukozyten), Leberwerte (GOT, GPT, AP, Bilirubin), Blutkulturen zum Keimnachweis
  • Ultraschall des Oberbauchs: Darstellung von Gallenblase, Gallenwegen und Leber, Nachweis von Steinen oder Entzündungszeichen
  • ERCP (Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikografie): Spiegelung der Gallengänge mit Kontrastmittel, Entfernen von Gallensteinen, Einlegen von Drainagen
  • MRCP (Magnetresonanz-Cholangiopankreatikografie): spezielle Kernspin-Untersuchung der Gallenwege und des Bauchspeicheldrüsengangs
  • CT oder MRT des Oberbauchs: bei unklaren Ultraschallbefunden oder Tumorverdacht

Anhand der Befunde kann der Arzt die Cholangitis sicher diagnostizieren und die passende Behandlung einleiten.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie der Cholangitis hat zwei Hauptziele: die Entzündung zu stoppen und den Galleabfluss wiederherzustellen. Dazu kommen je nach Schweregrad und Ursache verschiedene Behandlungsmethoden zum Einsatz:

  • Antibiotika: schnelle und hochdosierte Gabe von Breitband-Antibiotika, um die bakterielle Infektion zu bekämpfen
  • Gallengangdrainagen: Einlegen von Plastikröhrchen (Drainagen), um die gestaute Galle abzuleiten, meist als Notfallmaßnahme im Rahmen einer ERCP
  • Steinentfernung: endoskopische Zertrümmerung und Beseitigung von Gallensteinen, die den Abfluss blockieren
  • Gallengangerweiterung: Aufdehnung verengter Gallenwegsabschnitte mit Ballonkathetern oder Stents (Röhrchenprothesen)
  • Operation: chirurgische Entfernung von Gallensteinen, Gallengangtumoren oder der Gallenblase, ggf. mit Rekonstruktion der Gallenwege
  • Symptomatische Maßnahmen: Schmerzmedikamente, Flüssigkeitsgabe, Abführmittel bei Obstipation
  • Spezielle Therapien: z.B. Cortisonpräparate bei autoimmuner Cholangitis, Chemotherapie bei Tumoren, Lebertransplantation im Endstadium

Welche Kombination aus diesen Maßnahmen infrage kommt, hängt immer vom individuellen Fall ab. Bei leichteren Verläufen reichen manchmal schon Antibiotika aus, während schwere Formen eine intensivmedizinische Versorgung erfordern.

Tipps zur Vorbeugung von Cholangitis

Auch wenn sich nicht jede Cholangitis verhindern lässt, können Sie mit einigen einfachen Maßnahmen Ihr Risiko für Gallensteine und Gallenwegsinfektionen senken:

  • Gesunde, ballaststoffreiche Ernährung: Bevorzugen Sie Vollkornprodukte, Gemüse und mageres Fleisch. Verzichten Sie auf zu fette und zuckerreiche Speisen.
  • Ausreichend Flüssigkeit: Trinken Sie mindestens 2 Liter pro Tag, am besten Wasser oder ungesüßte Tees. Das verdünnt die Gallenflüssigkeit und beugt Steinen vor.
  • Regelmäßige Bewegung: Treiben Sie mehrmals pro Woche Sport oder seien Sie im Alltag körperlich aktiv. Das regt die Verdauung an und hält die Gallenwege in Schwung.
  • Normalgewicht halten: Achten Sie auf Ihr Gewicht und vermeiden Sie starke Schwankungen. Übergewicht und Jo-Jo-Effekte fördern die Entstehung von Gallensteinen.
  • Keine Selbstmedikation: Nehmen Sie Schmerzmittel und Antibiotika nur nach ärztlicher Verordnung ein. Eine unkontrollierte Einnahme kann die natürliche Darmflora stören.
  • Vorsicht bei Risikofaktoren: Lassen Sie sich engmaschig kontrollieren, wenn Sie Risikofaktoren wie eine Mukoviszidose oder chronisch-entzündliche Darmerkrankung haben.
  • Gallensteine rasch behandeln: Falls bei Ihnen Gallensteine festgestellt werden, besprechen Sie mit Ihrem Arzt die Behandlungsoptionen. Oft empfiehlt sich eine vorbeugende Operation.

Merke: Gallensteine sind oft symptomlos und werden zufällig entdeckt. Trotzdem sollten sie behandelt werden, bevor sie zu einer Cholangitis führen.

Fazit

Cholangitis ist eine ernstzunehmende Entzündung der Gallengänge, die in den meisten Fällen durch Gallensteine ausgelöst wird. Charakteristische Symptome sind Bauchschmerzen, Gelbsucht und Fieber. Unbehandelt drohen schwere Komplikationen wie eine Sepsis oder ein Leberversagen.

Die Diagnose erfolgt durch Bluttests, Ultraschall und spezielle Untersuchungen der Gallenwege. Je nach Ursache und Schweregrad kommen Antibiotika, Gallengangdrainagen, Steinentfernungen oder Operationen als Behandlung infrage.

Vorbeugen lässt sich der Cholangitis durch eine gesunde Lebensweise und die rechtzeitige Behandlung von Gallensteinen.

Haben Sie entsprechende Symptome oder Risikofaktoren, sollten Sie rasch ärztlichen Rat einholen. Denn je früher eine Cholangitis erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungsaussichten. Scheuen Sie sich nicht, Ihre Beschwerden anzusprechen und sich gründlich untersuchen zu lassen. Ihre Gesundheit liegt in Ihren Händen!

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