Wenn die Blase brennt: Alles, was Sie über Blasenentzündungen wissen sollten
Auf einen Blick
- Häufige Erkrankung: Blasenentzündungen zählen zu den häufigsten bakteriellen Infektionen, vor allem bei Frauen.
- Typische Symptome: Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang, Blut im Urin.
- Ursachen: Meist aufsteigende Infektion mit Darmbakterien, begünstigt durch Anatomie, Sexualverhalten, Verhütung, etc.
- Komplikationen: Unbehandelt kann die Infektion auf Nieren übergreifen und zu Nierenbeckenentzündung führen.
- Diagnose: Teststreifen, Urinuntersuchung, ggf. Urinkultur zum Erregernachweis.
- Therapie: Symptomatisch mit viel Trinken, Wärme und Schmerzmitteln, bei Bedarf antibiotische Behandlung.
- Vorbeugung: Auf Intimhygiene achten, nach dem Geschlechtsverkehr Blase entleeren, für ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen.
Eine Blasenentzündung ist nicht nur äußerst schmerzhaft und lästig, sondern kann unbehandelt auch gefährliche Komplikationen nach sich ziehen. Wenn Sie unter den typischen Symptomen leiden, ist schnelles Handeln gefragt. Doch keine Sorge, mit der richtigen Behandlung und ein paar Tricks lässt sich die Erkrankung meist schnell in den Griff bekommen. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte rund um Anzeichen, Entstehung, Diagnose und Therapie der Blasenentzündung sowie die besten Tipps zur Vorbeugung.
Was ist eine Blasenentzündung?
Eine Blasenentzündung, in der Fachsprache als Zystitis bezeichnet, ist eine Entzündung der Harnblase, meist hervorgerufen durch bakterielle Erreger. In den meisten Fällen gelangen Darmbakterien – vor allem E.coli – über die Harnröhre in die Blase und lösen dort eine Infektion aus. Frauen sind aufgrund ihrer kürzeren Harnröhre deutlich häufiger betroffen als Männer. Man unterscheidet zwischen akuter und chronischer Blasenentzündung, je nachdem, ob die Beschwerden erstmalig oder wiederholt auftreten.
ℹ️ Zystitiden zählen zu den häufigsten bakteriellen Infektionen überhaupt. Schätzungsweise jede zweite Frau ist mindestens einmal im Leben betroffen.
Die häufigsten Symptome
Die Anzeichen einer Blasenentzündung sind meist eindeutig und treten plötzlich auf. Zu den typischen Symptomen zählen:
- Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen
- Ständiger Harndrang, auch bei fast leerer Blase
- Schmerzen im Unterbauch oder Kreuz
- Trüber, übel riechender Urin
- Blut im Urin
- Gelegentlich auch Fieber und Schüttelfrost, vor allem bei Nierenbeteiligung
Bei Säuglingen und Kleinkindern sowie älteren Menschen können die Beschwerden auch untypisch und schwächer ausgeprägt sein. Hier ist besondere Wachsamkeit gefragt.
🚨 Alarmzeichen für einen komplizierten Verlauf sind hohes Fieber, starke Flankenschmerzen und blutiger Urin. In diesem Fall umgehend ärztlichen Rat einholen!
Ursachen und Risikofaktoren
In den allermeisten Fällen wird die Blasenentzündung durch Bakterien verursacht, die aus dem Darm über die Harnröhre in die Blase aufsteigen. Begünstigt wird dies durch:
- Anatomische Besonderheiten: Bei Frauen ist die Harnröhre deutlich kürzer als bei Männern, sodass Erreger leichter in die Blase gelangen.
- Sexuelle Aktivität: Beim Geschlechtsverkehr können Bakterien aus dem Analbereich in die Harnröhrenöffnung verschleppt werden. Auch mechanische Reizung begünstigt Infektionen.
- Verhütungsmethoden: Spermizide und Diaphragmen erhöhen das Risiko für Harnwegsinfekte.
- Abwehrschwäche: Ein geschwächtes Immunsystem, z.B. durch Stress oder bestimmte Erkrankungen, macht anfälliger für Infektionen.
- Hormonelle Veränderungen: In Schwangerschaft und Wechseljahren ist die Schleimhaut empfindlicher.
- Unzureichende Flüssigkeitszufuhr: Zu wenig Trinken begünstigt die Ansammlung von Bakterien in der Blase.
Auch eine Reizung der Blase durch chemische Substanzen, z.B. in Intimsprays oder Badezusätzen, kann eine Zystitis begünstigen oder die Symptome verstärken.
Mögliche Komplikationen
Bei unkompliziertem Verlauf heilt eine Blasenentzündung meist folgenlos aus. Bleibt die Infektion jedoch unbehandelt oder wird nur unzureichend therapiert, drohen schwerwiegende Komplikationen:
- Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis): Breitet sich die Infektion über die Harnleiter bis zu den Nieren aus, sind hohes Fieber und starke Flankenschmerzen die Folge. Im Extremfall kann eine Blutvergiftung (Urosepsis) entstehen.
- Chronische Blasenentzündung: Wird die Zystitis nicht vollständig auskuriert oder kommen ungünstige Risikofaktoren hinzu, können die Beschwerden immer wiederkehren. Man spricht dann von einer “rezidivierenden Harnwegsinfektion”.
- Vernarbungen und Funktionsstörungen: Unbehandelte Zystitiden können auf Dauer zu Vernarbungen in Blase und Harnröhre führen. Diese beeinträchtigen die Blasenfunktion und begünstigen weitere Infektionen.
⚠️ Besonders gefährdet für einen schweren Verlauf sind abwehrgeschwächte Menschen, wie Diabetiker, Schwangere oder ältere Patienten.
Diagnose durch den Arzt
Bei typischer Symptomatik kann der Arzt die Diagnose meist schon aufgrund der Schilderung der Beschwerden und einer körperlichen Untersuchung stellen. Zur Absicherung werden folgende Tests durchgeführt:
- Teststreifen (Urin-Stix): Ein Schnelltest, der direkt in der Praxis durchgeführt werden kann. Färbt sich das Teststäbchen für Leukozyten und Nitrit positiv, gilt der Verdacht als bestätigt.
- Mikroskopische Urinuntersuchung: Hier wird die Probe unter dem Mikroskop auf Entzündungszellen, Bakterien und Blut untersucht.
- Urinkultur mit Erregernachweis und Resistenzbestimmung: Die Urinprobe wird im Labor angesetzt, um den genauen Erreger zu bestimmen. So kann gezielt das passende Antibiotikum ausgewählt werden. Dieses Verfahren wird vor allem bei komplizierten Verläufen und Risikopatienten eingesetzt.
Bei Verdacht auf eine Nierenbeckenentzündung werden zusätzlich Ultraschall oder CT der Nieren durchgeführt.
ℹ️ Um eine aussagekräftige Probe zu gewinnen, sollte auf gründliche Intimhygiene geachtet und mittelstrahlig Urin in einem sauberen Gefäß aufgefangen werden.
Behandlung der Blasenentzündung
Die Therapie der Blasenentzündung hängt vom Schweregrad der Infektion, den Symptomen und eventuell vorliegenden Risikofaktoren ab. Die wichtigsten Behandlungsmaßnahmen sind:
- Viel trinken: Mindestens 2-3 Liter täglich, bevorzugt Wasser und ungesüßte Tees. Dadurch werden die Erreger “ausgeschwemmt”.
- Wärme: Warme Bäder, Wärmeflaschen oder feuchte Wickel lindern die Beschwerden.
- Symptomatische Medikamente: Schmerz- und krampflösende Mittel wie Paracetamol, Ibuprofen und Butylscopolamin sollen Schmerzen und Harndrang mildern.
- Antibiotische Therapie: Bei schweren oder wiederkehrenden Infektionen und bei Risikopersonen wird mit spezifischen Antibiotika behandelt.
- Trinken von Bärentraubenblättertee oder Einnahme verkapselt als Extrakt
ℹ️ Traditionell kommen auch diverse Hausmittel wie Brennnesselblätter, Wacholderbeeren oder Cranberrysaft zum Einsatz. Die Studienlage zur Wirksamkeit ist jedoch widersprüchlich.
Bei chronisch-rezidivierenden Zystitiden kann nach Abklärung möglicher Risikofaktoren eine längerfristige Antibiotikatherapie notwendig sein, um die Beschwerden langfristig in den Griff zu bekommen. Auch lokale Östrogentherapien bei postmenopausalen Frauen oder Impfungen können eine Option sein.
Vorbeugung im Alltag
Mit ein paar einfachen Verhaltensregeln kann man effektiv vorbeugen:
- Trinken Sie ausreichend, mindestens 2 Liter pro Tag.
- Entleeren Sie die Blase regelmäßig, besonders nach dem Geschlechtsverkehr.
- Vermeiden Sie langes Sitzen in nasser Badekleidung und tragen Sie luftige Unterwäsche aus Naturfasern.
- Achten Sie auf Intimhygiene, aber übertreiben Sie es nicht. Ein Mal täglich waschen mit klarem Wasser oder rückfettender Seife genügt.
- Wischen Sie nach dem Stuhlgang stets von vorne nach hinten.
- Nutzen Sie pH-neutrale Produkte für die Intimreinigung und vermeiden Sie stark parfümierte Seifen oder Badezusätze.
- Führen Sie keine Fremdkörper in die Vagina ein, die Irritationen begünstigen.
- Vermeiden Sie Unterkühlung durch nasse Badesachen oder kurzem Rock.
- Hinterfragen Sie die regelmäßige Einnahme von Abführmitteln oder Schmerzmitteln.
⭐ Bei häufig wiederkehrenden Infekten sollte man auch mögliche anatomische Ursachen wie eine Blasensenkung, einen Blasenstein oder eine Verengung der Harnröhre abklären lassen.
Fazit
Blasenentzündungen sind zwar überaus unangenehm und schmerzhaft, in der Regel aber gut behandelbar. Mit der richtigen Diagnose und Therapie, einem gesunden Lebensstil und ein paar einfachen Vorkehrungsmaßnahmen lassen sie sich wirksam in Schach halten. Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers und zögern Sie nicht, bei länger anhaltenden oder atypischen Beschwerden den Arzt aufzusuchen. So beugen Sie schwerwiegenden Komplikationen vor und können bald wieder beschwerdefrei durchstarten. Scheuen Sie sich nicht, auch offen mit Ihrem Arzt zu sprechen. Eine Blasenentzündung ist nichts Peinliches und kann jeden treffen.
Weiterführende Quellen:
- https://www.urologenportal.de/krankheitsbilder/harnwegsinfektionen/akute-blasenentzuendung.html
- https://www.dggg.de/leitlinien-stellungnahmen/leitlinien/harnwegsinfektionen/harnwegsinfektionen
- https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/043-044l_S3_Harnwegsinfektionen_2017-05.pdf
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27214281/