Alpha-1-Antitrypsin-Mangel: Symptome, Ursachen, Diagnose und Behandlung einer seltenen Erbkrankheit

Die unterschätzte Gefahr für Lunge und Leber: Was Sie über Alpha-1-Antitrypsin-Mangel wissen müssen

Alpha-1-Antitrypsin-Mangel ist eine seltene, aber potenziell schwerwiegende Erbkrankheit, die oft lange unentdeckt bleibt. Viele Betroffene leiden jahrelang unter Atemproblemen oder Lebererkrankungen, ohne die wahre Ursache zu kennen. Dieser Artikel klärt umfassend über Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten auf – damit Sie die Anzeichen frühzeitig erkennen und richtig handeln können.

Auf einen Blick: Die wichtigsten Fakten zum Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

  • Erbliche Stoffwechselerkrankung: Durch einen Gendefekt wird zu wenig oder fehlerhaftes Alpha-1-Antitrypsin produziert
  • Hauptsächlich betroffen: Lunge und Leber
  • Häufige Symptome: Atemnot, chronischer Husten, vorzeitiges Lungenemphysem, Lebererkrankungen
  • Diagnose: Bluttest zur Bestimmung des Alpha-1-Antitrypsin-Spiegels, Gentest
  • Behandlung: Substitutionstherapie, symptomatische Therapie der Lungen- und Leberschäden
  • Prognose: Stark abhängig vom Zeitpunkt der Diagnose und Behandlungsbeginn

Was ist Alpha-1-Antitrypsin-Mangel?

Alpha-1-Antitrypsin-Mangel ist eine vererbbare Stoffwechselstörung, bei der der Körper zu wenig oder fehlerhaftes Alpha-1-Antitrypsin (AAT) produziert. AAT ist ein wichtiges Schutzprotein, das vor allem in der Leber gebildet wird und im Blut zirkuliert. Seine Hauptaufgabe besteht darin, die Lunge vor schädlichen Enzymen zu schützen, die von weißen Blutkörperchen freigesetzt werden.

Bei einem Mangel an funktionsfähigem AAT kommt es zu einer ungehemmten Enzymaktivität in der Lunge, was langfristig zu einer Schädigung des Lungengewebes führt. Gleichzeitig kann sich fehlerhaftes AAT in den Leberzellen ansammeln und dort Schäden verursachen. Die genetischen Ursachen von Alpha-1-Antitrypsin-Mangel und deren Auswirkungen auf die Lungengesundheit sind komplex und Gegenstand intensiver Forschung.

Wichtig zu wissen: Alpha-1-Antitrypsin-Mangel ist eine seltene Erkrankung, die oft jahrelang unerkannt bleibt. Frühzeitige Diagnose und Behandlung können den Krankheitsverlauf jedoch deutlich verbessern.

Die Prävalenz des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels variiert je nach geografischer Region und ethnischer Gruppe. In Europa wird geschätzt, dass etwa 1 von 1.500 bis 3.500 Menschen von der schweren Form der Erkrankung betroffen ist. Allerdings gibt es viele Menschen, die Träger des veränderten Gens sind, ohne Symptome zu entwickeln.

Häufige Symptome des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels

Die Symptome des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels können sehr vielfältig sein und entwickeln sich oft schleichend über Jahre hinweg. Das frühzeitige Erkennen von Warnsignalen und atypischen Symptomen bei Alpha-1-Antitrypsin-Mangel ist entscheidend für eine rechtzeitige Diagnose. Die häufigsten Anzeichen betreffen die Lunge und die Leber:

Lungensymptome:

  • Chronischer Husten, oft mit Auswurf
  • Zunehmende Atemnot, besonders bei Belastung
  • Pfeifende Atmung (Giemen)
  • Häufige Lungeninfekte
  • Frühzeitiges Lungenemphysem (Überblähung der Lunge)

Lebersymptome:

  • Gelbfärbung der Haut oder Augen (Ikterus)
  • Bauchschmerzen im rechten Oberbauch
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Blutungsneigung durch eingeschränkte Leberfunktion
  • Ansammlung von Flüssigkeit im Bauchraum (Aszites)

Achtung: Bei Rauchern treten die Lungensymptome oft früher und schwerer auf. Nikotinkonsum beschleunigt den Abbau des vorhandenen Alpha-1-Antitrypsins erheblich.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptomausprägung bei Alpha-1-Antitrypsin-Mangel stark variieren kann. Einige Betroffene entwickeln bereits in jungen Jahren schwere Symptome, während andere erst im mittleren oder höheren Lebensalter Beschwerden bemerken. Diese Variabilität macht die Diagnose oft schwierig und unterstreicht die Bedeutung einer gründlichen Anamnese und gezielter Untersuchungen.

Weitere mögliche Symptome:

  • Bronchiektasen: Dauerhafte Erweiterung der Bronchien, die zu wiederkehrenden Infektionen führen kann
  • Osteoporose: Erhöhtes Risiko für Knochenschwund, insbesondere bei fortgeschrittener Lungenerkrankung
  • Gewichtsverlust: Unbeabsichtigter Gewichtsverlust durch erhöhten Energieverbrauch bei der Atmung
  • Hautprobleme: Selten können auch Hautveränderungen wie Pannikulitis auftreten

Ursachen und Risikofaktoren für Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

Der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel ist eine genetisch bedingte Erkrankung. Die Hauptursache liegt in Mutationen des SERPINA1-Gens, das für die Produktion von Alpha-1-Antitrypsin verantwortlich ist.

Vererbungsmuster:

  • Die Erkrankung wird autosomal-rezessiv vererbt
  • Betroffene müssen von beiden Elternteilen ein verändertes Gen erben
  • Träger mit nur einem veränderten Gen haben meist keine oder nur milde Symptome

Genetische Varianten: Es gibt verschiedene Varianten (Allele) des SERPINA1-Gens, die mit unterschiedlichen AAT-Spiegeln und Krankheitsrisiken verbunden sind:

  • M-Allel: Normal, produziert ausreichend funktionsfähiges AAT
  • Z-Allel: Häufigste Variante, die zu schwerem AAT-Mangel führt
  • S-Allel: Führt zu mildem bis moderatem AAT-Mangel
  • Null-Allele: Selten, führen zu vollständigem Fehlen von AAT

Die Kombination dieser Allele bestimmt den Schweregrad des AAT-Mangels. Menschen mit zwei Z-Allelen (ZZ-Genotyp) haben das höchste Risiko für schwere Krankheitsverläufe.

Risikofaktoren für einen schweren Verlauf:

  • Rauchen: Beschleunigt den Abbau von AAT und verstärkt Lungenschäden
  • Umweltverschmutzung: Erhöhte Belastung durch Feinstaub und andere Schadstoffe
  • Berufsbedingte Exposition: z.B. gegenüber chemischen Dämpfen oder Stäuben
  • Wiederholte Lungeninfekte: Verstärken die Entzündungsreaktion in der Lunge
  • Alkoholkonsum: Kann die Leberschädigung verstärken
  • Übergewicht: Erhöht das Risiko für Leberkomplikationen

Pathophysiologie des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels

Um die Auswirkungen des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels besser zu verstehen, ist es wichtig, die zugrunde liegende Pathophysiologie zu betrachten:

  1. Funktion von Alpha-1-Antitrypsin:
    • AAT ist ein Proteaseinhibitor, der vor allem das Enzym Neutrophile Elastase hemmt
    • Neutrophile Elastase wird von weißen Blutkörperchen freigesetzt und kann Gewebe abbauen
    • In der Lunge schützt AAT das Lungengewebe vor übermäßigem Abbau durch Neutrophile Elastase
  2. Auswirkungen des Mangels auf die Lunge:
    • Bei AAT-Mangel kann die Neutrophile Elastase ungehemmt wirken
    • Dies führt zu einer progressiven Zerstörung des Lungengewebes
    • Es kommt zur Bildung von Emphysemen (Überblähung der Lungenbläschen)
    • Die Elastizität der Lunge nimmt ab, was die Atmung erschwert
  3. Auswirkungen auf die Leber:
    • Fehlgefaltetes AAT kann sich in den Leberzellen ansammeln
    • Dies führt zu Zellstress und kann Leberzellschäden verursachen
    • Langfristig kann sich eine Leberzirrhose entwickeln
  4. Systemische Effekte:
    • AAT hat auch entzündungshemmende und immunmodulierende Eigenschaften
    • Ein Mangel kann zu einer verstärkten systemischen Entzündungsreaktion führen
    • Dies erklärt mögliche Auswirkungen auf andere Organsysteme

Wichtig: Die Pathophysiologie des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels ist komplex und nicht auf Lunge und Leber beschränkt. Forschungen deuten darauf hin, dass AAT auch eine Rolle bei Gefäßerkrankungen und Autoimmunprozessen spielen könnte.

Mögliche Komplikationen bei Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

Unbehandelt kann Alpha-1-Antitrypsin-Mangel zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Die Langzeitprognose und Lebensqualität bei behandeltem Alpha-1-Antitrypsin-Mangel hängen stark von der frühzeitigen Erkennung und konsequenten Therapie ab:

Lungenkomplikationen:

  • Fortschreitendes Lungenemphysem
  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
  • Erhöhtes Risiko für Lungenentzündungen
  • Bronchiektasen (dauerhafte Erweiterung der Bronchien)
  • Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie)
  • Spontanpneumothorax (plötzlicher Lungenkollaps)

Leberkomplikationen:

  • Leberzirrhose
  • Leberversagen
  • Erhöhtes Risiko für Leberkrebs (hepatozelluläres Karzinom)
  • Pfortaderhochdruck und damit verbundene Komplikationen wie Ösophagusvarizen

Weitere mögliche Komplikationen:

  • Osteoporose durch chronische Lungenerkrankung und Kortisontherapie
  • Depressionen und Angststörungen aufgrund der chronischen Erkrankung
  • Einschränkung der Lebensqualität durch Atemnot und Leistungsminderung
  • Kardiovaskuläre Erkrankungen aufgrund der chronischen Entzündung
  • Pannikulitis (Entzündung des Unterhautfettgewebes)
  • Erhöhtes Risiko für bestimmte Autoimmunerkrankungen

Wichtiger Hinweis: Je früher die Diagnose gestellt und eine Behandlung eingeleitet wird, desto besser lassen sich schwere Komplikationen vermeiden oder hinauszögern.

Langzeitfolgen und Prognose: Die Prognose bei Alpha-1-Antitrypsin-Mangel hängt stark vom Zeitpunkt der Diagnose, dem Genotyp und dem Lebensstil des Betroffenen ab. Bei frühzeitiger Erkennung und konsequenter Behandlung können viele Patienten eine nahezu normale Lebenserwartung erreichen. Allerdings kann bei fortgeschrittener Lungen- oder Leberschädigung die Lebensqualität und -erwartung deutlich eingeschränkt sein.

Diagnostik des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels

Die Diagnose des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels erfolgt in mehreren Schritten. Moderne Diagnosemethoden zur Früherkennung von Alpha-1-Antitrypsin-Mangel umfassen:

  1. Anamnese und körperliche Untersuchung
    • Erfassung der Symptome und Familiengeschichte
    • Untersuchung von Lunge und Leber
    • Besondere Aufmerksamkeit bei unerklärlicher COPD, frühem Emphysem oder Lebererkrankungen
  2. Blutuntersuchungen
    • Bestimmung des Alpha-1-Antitrypsin-Spiegels im Blut
      • Normalwert: 20-53 µmol/l oder 150-350 mg/dl
      • Werte unter 11 µmol/l weisen auf einen schweren Mangel hin
    • Leberwerte zur Beurteilung der Leberfunktion (AST, ALT, GGT, Bilirubin)
    • Phenotypisierung zur Bestimmung der AAT-Variante
  3. Lungenfunktionstests
    • Spirometrie zur Messung der Lungenfunktion
      • Bestimmung von FEV1 (Einsekundenkapazität) und FVC (forcierte Vitalkapazität)
    • Bodyplethysmographie für detaillierte Lungenvolumina
    • Diffusionskapazität zur Beurteilung des Gasaustauschs
  4. Bildgebende Verfahren
    • Röntgen-Thorax zur Beurteilung der Lunge
    • Hochauflösendes CT (HRCT) der Lunge für detaillierte Aufnahmen
      • Nachweis von Emphysemen und Bronchiektasen
    • Ultraschall oder CT der Leber bei Verdacht auf Lebererkrankung
  1. Genetische Untersuchungen
    • Gentest zur Bestätigung der Diagnose und Bestimmung des Genotyps
    • Identifizierung spezifischer Mutationen im SERPINA1-Gen
  2. Weitere spezielle Untersuchungen
    • Alpha-1-Antitrypsin-Phänotypisierung mittels isoelektrischer Fokussierung
    • Leberbiopsie in ausgewählten Fällen zur Beurteilung des Leberschadens

Screening und Früherkennung: Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung und der oft unspezifischen Symptome wird ein generelles Bevölkerungsscreening nicht empfohlen. Allerdings sollten bestimmte Risikogruppen gezielt auf Alpha-1-Antitrypsin-Mangel untersucht werden:

  • Patienten mit früh auftretender COPD (vor dem 45. Lebensjahr)
  • Nichtraucher mit Emphysem
  • Patienten mit unerklärlicher Lebererkrankung
  • Erwachsene mit Bronchiektasen ohne klare Ursache
  • Familienangehörige von Betroffenen

Wichtig: Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht eine rechtzeitige Behandlung und kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

Die Behandlung des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels zielt darauf ab, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und Komplikationen zu vermeiden. Personalisierte Therapiekonzepte für Patienten mit Alpha-1-Antitrypsin-Mangel umfassen verschiedene Ansätze:

1. Substitutionstherapie

  • Regelmäßige intravenöse Gabe von Alpha-1-Antitrypsin
  • Ersetzt das fehlende Protein und schützt die Lunge
  • Typische Dosierung: 60 mg/kg Körpergewicht wöchentlich
  • Kann das Fortschreiten des Lungenemphysems verlangsamen

2. Behandlung der Lungensymptome

  • Bronchodilatatoren zur Erweiterung der Atemwege
    • Kurzwirksame (SABA) und langwirksame (LABA) Beta-2-Agonisten
    • Anticholinergika (z.B. Tiotropium)
  • Inhalative Kortikosteroide bei Entzündungen
  • Sauerstofftherapie bei fortgeschrittener Lungenerkrankung
  • Pulmonale Rehabilitation zur Verbesserung der Lungenfunktion
    • Atemphysiotherapie
    • Ausdauer- und Krafttraining
    • Ernährungsberatung

3. Behandlung der Lebererkrankung

  • Medikamentöse Therapie je nach Schweregrad
    • Ursodeoxycholsäure bei Cholestase
    • Behandlung von Komplikationen wie Aszites oder Varizen
  • In schweren Fällen: Lebertransplantation

4. Allgemeine Maßnahmen

  • Rauchverzicht und Vermeidung von Passivrauch
  • Schutzimpfungen gegen Grippe, Pneumokokken und Hepatitis
  • Gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung
  • Stressreduktion und psychologische Unterstützung

5. Experimentelle Therapieansätze

  • Gentherapie: Zielt darauf ab, die Produktion von funktionsfähigem AAT in der Leber zu erhöhen
  • Small-Molecule-Drugs: Sollen die Faltung und Sekretion von AAT verbessern
  • RNA-Interferenz: Könnte die Produktion von mutiertem AAT in der Leber reduzieren

Expertenrat: Eine ganzheitliche Behandlung, die sowohl medizinische als auch Lifestyle-Aspekte berücksichtigt, bietet die besten Chancen für einen günstigen Krankheitsverlauf.

Individualisierte Therapieplanung: Die Behandlung muss individuell auf jeden Patienten abgestimmt werden, basierend auf:

  • Schweregrad der Erkrankung
  • Betroffene Organsysteme
  • Genotyp
  • Allgemeiner Gesundheitszustand und Komorbiditäten
  • Persönliche Präferenzen und Lebensumstände des Patienten

Vorbeugung und Lebensstil-Anpassungen

Obwohl Alpha-1-Antitrypsin-Mangel eine genetische Erkrankung ist, können Betroffene durch bestimmte Maßnahmen den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Lebensstil-Anpassungen zur Verbesserung der Lebensqualität bei Alpha-1-Antitrypsin-Mangel umfassen:

  1. Absoluter Rauchverzicht
    • Gilt auch für E-Zigaretten und Passivrauch
    • Raucherentwöhnung sollte bei Bedarf professionell unterstützt werden
  2. Vermeidung von Schadstoffbelastungen
    • Sowohl am Arbeitsplatz als auch im privaten Umfeld
    • Verwendung von Schutzmasken bei unvermeidbarer Exposition
    • Regelmäßige Reinigung und Lüftung der Wohnräume
  3. Regelmäßige körperliche Aktivität
    • Angepasst an die individuelle Leistungsfähigkeit
    • Empfohlen werden 30 Minuten moderate Aktivität an den meisten Tagen der Woche
    • Geeignete Sportarten: Schwimmen, Walking, Radfahren
  4. Ausgewogene Ernährung
    • Reich an Antioxidantien und entzündungshemmenden Lebensmitteln
    • Viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukte
    • Omega-3-Fettsäuren aus Fisch oder pflanzlichen Quellen
    • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
  5. Stressmanagement
    • Entspannungstechniken wie Meditation oder Yoga
    • Ausreichend Schlaf und Erholungsphasen
    • Bei Bedarf psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen
  6. Regelmäßige ärztliche Kontrollen
    • Zur frühzeitigen Erkennung von Komplikationen
    • Empfohlen werden halbjährliche bis jährliche Check-ups
    • Regelmäßige Lungenfunktionsprüfungen und Leberwertkontrollen
  7. Gute Hygiene
    • Zur Vermeidung von Infektionen
    • Regelmäßiges Händewaschen
    • Vermeidung von engem Kontakt zu erkrankten Personen
  8. Alkoholverzicht oder -reduktion
    • Besonders wichtig bei Leberbeteiligung
    • Alkohol kann die Leberschädigung verstärken
  9. Gewichtsmanagement
    • Übergewicht vermeiden, da es die Atmung erschweren und die Leber belasten kann
    • Bei Untergewicht auf ausreichende Kalorienzufuhr achten
  10. Umgebungsanpassungen
    • Verwendung von Luftfiltern in Innenräumen
    • Vermeidung von extremen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit

Psychosoziale Aspekte und Lebensqualität

Leben mit Alpha-1-Antitrypsin-Mangel kann eine erhebliche psychische und soziale Belastung darstellen. Folgende Aspekte sind dabei zu berücksichtigen:

  1. Krankheitsbewältigung
    • Akzeptanz der Diagnose und der damit verbundenen Einschränkungen
    • Entwicklung von Copingstrategien
    • Mögliche Teilnahme an Patientenschulungen
  2. Soziale Unterstützung
    • Einbeziehung von Familie und Freunden
    • Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen
    • Offene Kommunikation mit Arbeitgebern über mögliche Einschränkungen
  3. Berufliche Anpassungen
    • Eventuell Wechsel zu einer weniger belastenden Tätigkeit
    • Nutzung von Hilfsmitteln am Arbeitsplatz
    • Information über Rechte und Möglichkeiten der beruflichen Rehabilitation
  4. Emotionale Gesundheit
    • Achtsamer Umgang mit Ängsten und Depressionen
    • Bei Bedarf psychologische oder psychiatrische Unterstützung in Anspruch nehmen
    • Erlernen von Entspannungstechniken
  5. Familienplanung
    • Genetische Beratung für Betroffene und ihre Partner
    • Diskussion über Möglichkeiten der Pränataldiagnostik
  6. Lebensqualität erhalten
    • Fokus auf persönliche Stärken und Ressourcen
    • Anpassung von Hobbys und Freizeitaktivitäten
    • Setzen realistischer Ziele und Prioritäten

Wichtig: Eine ganzheitliche Betreuung, die neben medizinischen auch psychosoziale Aspekte berücksichtigt, ist entscheidend für den Behandlungserfolg und die Lebensqualität der Betroffenen.

Fazit: Leben mit Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

Alpha-1-Antitrypsin-Mangel ist eine ernst zu nehmende Erbkrankheit, die jedoch bei frühzeitiger Diagnose und konsequenter Behandlung gut zu managen ist. Der Schlüssel liegt in der Früherkennung und einem ganzheitlichen Behandlungsansatz.

Betroffene können durch einen gesunden Lebensstil und die Einhaltung der Therapiemaßnahmen aktiv dazu beitragen, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen und eine enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden Ärzteteam sind dabei unerlässlich.

Die Forschung auf dem Gebiet des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels schreitet stetig voran. Neue Therapieansätze, wie Gentherapie oder zielgerichtete Medikamente, versprechen in Zukunft möglicherweise noch bessere Behandlungsmöglichkeiten.

Motivierende Worte: Mit dem richtigen Wissen, einer angepassten Lebensweise und moderner medizinischer Betreuung können Menschen mit Alpha-1-Antitrypsin-Mangel ein erfülltes und aktives Leben führen. Lassen Sie sich von der Diagnose nicht entmutigen – Sie sind nicht allein, und es gibt viele Möglichkeiten, Ihre Lebensqualität zu erhalten und zu verbessern.

Weiterführende Informationen und Unterstützung

Für Betroffene und Angehörige gibt es zahlreiche Anlaufstellen für weitere Informationen und Unterstützung. Selbsthilfegruppen und Unterstützungsangebote für Menschen mit Alpha-1-Antitrypsin-Mangel in Deutschland bieten wertvolle Ressourcen:

Abschließend lässt sich sagen, dass Alpha-1-Antitrypsin-Mangel zwar eine herausfordernde Erkrankung ist, aber mit dem richtigen Wissen, einer angepassten Lebensweise und moderner medizinischer Versorgung gut zu bewältigen ist. Frühzeitige Diagnose, konsequente Behandlung und ein proaktiver Umgang mit der Erkrankung sind der Schlüssel zu einem erfüllten Leben trotz Alpha-1-Antitrypsin-Mangel.

Quellen

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Diese Quellen bieten eine umfassende und aktuelle wissenschaftliche Grundlage für den Artikel über Alpha-1-Antitrypsin-Mangel.

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