Burnout erkennen und überwinden: Ein Wegweiser

Symptome, Ursachen, Diagnose und Behandlung des Erschöpfungssyndroms

Burnout – ein Begriff, der in aller Munde ist. Doch was genau verbirgt sich dahinter? Wie erkenne ich die Anzeichen einer Burnout-Erkrankung bei mir selbst oder anderen? Was sind die häufigsten Ursachen und Risikofaktoren? Und vor allem: Wie kann ich vorbeugen oder einen Burnout effektiv behandeln?

In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie alles Wissenswerte rund um das Thema Burnout. Von den oft unspezifischen Symptomen über mögliche Auslöser bis hin zu erprobten Therapieansätzen – hier finden Sie wertvolle Informationen, praktische Tipps und Motivation, um Ihre innere Balance wiederzufinden und gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Denn eines ist klar: Ein Burnout ist kein Zeichen von Schwäche, sondern eine ernsthafte Erkrankung, die jeden treffen kann – aber auch eine Chance, etwas zum Positiven zu verändern.

Burnout: Eine Standortbestimmung

  • Burnout beschreibt einen Zustand totaler körperlicher, emotionaler und mentaler Erschöpfung.
  • Ausgelöst wird ein Burnout meist durch lang anhaltenden Stress und chronische Überlastung, häufig im Berufskontext oder bei der Pflege Angehöriger.
  • Zu den Leitsymptomen zählen überwältigende Erschöpfung, Zynismus, Konzentrationsschwäche und ein Gefühl von Ineffektivität und Sinnlosigkeit.
  • Die Ursachen sind vielfältig und reichen von arbeitsbezogenen Faktoren wie Zeit- und Leistungsdruck über persönliche Eigenschaften wie Perfektionismus bis hin zu mangelndem Ausgleich.
  • Unbehandelt kann ein Burnout schwerwiegende Folgen für die Gesundheit und das Sozialleben haben – von Depressionen über Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis zum Jobverlust.
  • Die Diagnose erfolgt meist durch Fragebögen und Gespräche mit Fachärzten oder Psychotherapeuten, ergänzt durch körperliche Untersuchungen.
  • Die Behandlung erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der Psychotherapie, Stressbewältigung, Entspannungsmethoden und die Veränderung belastender Strukturen kombiniert.
  • Auch die Prävention spielt eine wichtige Rolle. Entscheidend sind eine gute Work-Life-Balance, gesunde Stressbewältigungsstrategien und das frühzeitige Erkennen von Warnsignalen.

Was genau ist ein Burnout?

Der Begriff “Burnout” kommt ursprünglich aus dem Englischen und bedeutet wörtlich “ausbrennen”. Er beschreibt einen Zustand totaler körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung, der durch chronischen, vornehmlich berufsbedingten Stress ausgelöst wird. Betroffene haben oft das Gefühl, ausgelaugt, kraftlos und “ausgebrannt” zu sein.

Geprägt wurde der Burnout-Begriff in den 1970er Jahren vom deutsch-amerikanischen Psychoanalytiker Herbert Freudenberger. Er beobachtete bei sich und seinen Kollegen, die häufig unter schwierigen Bedingungen mit sozial Benachteiligten arbeiteten, einen Zustand zunehmender Erschöpfung, Desillusionierung und nachlassender Leistungsfähigkeit.

Mittlerweile wird Burnout nicht mehr nur als Phänomen helfender Berufe gesehen, sondern als ernstzunehmende Folgeerscheinung chronischer Stressbelastung in der Arbeitswelt und im Privatleben.

Seit 2004 erkennt auch die Weltgesundheitsorganisation WHO Burnout als eigenständige Diagnose an. Im neuen Klassifikationssystem ICD-11 wird Burnout unter der Bezeichnung “Ausgebranntsein durch Arbeitsüberlastung” als “Problem mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung” eingeordnet.

Ein wichtiger Schritt – denn noch immer wird Burnout von vielen als “Befindlichkeitsstörung” oder persönliches Versagen abgetan. Dabei handelt es sich um eine handfeste psychophysische Gesundheitsstörung, die jeden treffen kann und ernst genommen werden muss.

Die Symptome: Wie äußert sich ein Burnout?

Die Symptome eines Burnouts können sehr vielseitig sein und sich von Person zu Person unterscheiden. In der Regel entwickeln sie sich schleichend über einen längeren Zeitraum von mehreren Wochen bis Jahren und werden zunächst kaum wahrgenommen. Im fortgeschrittenen Stadium ist es oft ein unspezifisches Gefühl von Unwohl sein, Angespanntheit und Verausgabung, das Betroffene zum Arzt führt.

Charakteristisch sind drei Kernsymptome, die in unterschiedlicher Ausprägung auftreten:

  1. Überwältigende emotionale, geistige und körperliche Erschöpfung: Betroffene fühlen sich vollkommen ausgelaugt, kraftlos und energielos. Selbst kleinste Aufgaben fallen schwer, nichts scheint mehr zu gehen. Häufige Begleiterscheinungen sind Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Muskelverspannungen und ein geschwächtes Immunsystem.
  2. Zynische, distanzierte Haltung und Entfremdungsgefühle: Tätigkeiten, die früher mit Freude und Engagement erledigt wurden, werden zunehmend als sinn- und wertlos erlebt. Viele Betroffene entwickeln eine negative, zynische Einstellung gegenüber der Arbeit, den Kollegen oder Klienten. Nicht selten ziehen sie sich auch emotional von Freunden und Familie zurück.
  3. Abnehmende Leistungsfähigkeit und Effektivität: Trotz großer Anstrengung fällt es immer schwerer, Aufgaben zu bewältigen und die gewohnte Leistung zu erbringen. Konzentrations- und Gedächtnisprobleme häufen sich, viele Betroffene werden unproduktiv, unzuverlässig und machen vermehrt Fehler. Das Gefühl, nicht mehr zu genügen und die eigenen wie fremden Anforderungen nicht mehr erfüllen zu können, führt zu wachsender Verunsicherung und Frustration.

Daneben gibt es eine Reihe weiterer körperlicher, psychischer und verhaltensbezogener Symptome, die auf ein Burnout hindeuten können:

  • Chronische Müdigkeit und Energielosigkeit
  • Schlafstörungen und Tagesmüdigkeit
  • Kopf-, Rücken- und Muskelschmerzen
  • Magen-Darm-Beschwerden und Appetitlosigkeit
  • Herz-Kreislauf-Probleme wie Herzklopfen oder Schwindel
  • Häufige Infekte und geschwächtes Immunsystem
  • Nervosität, Reizbarkeit, innere Unruhe
  • Ängste, Gefühl von Sinnlosigkeit, Hoffnungslosigkeit
  • Depressive Verstimmungen und Antriebslosigkeit
  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
  • Entscheidungsunfähigkeit und Kontrollverlust
  • Vernachlässigung von Hobbys und sozialen Kontakten
  • Erhöhter Konsum von Alkohol, Zigaretten, Medikamenten
  • Rückzug, Zynismus, Konflikte am Arbeitsplatz

Viele dieser Beschwerden sind einzeln betrachtet relativ unspezifisch und können auch auf andere Erkrankungen hindeuten. Typisch für das Burnout-Syndrom ist das schleichende Auftreten, die Vielzahl und Dauer der Symptome sowie der enge Zusammenhang mit Stressbelastungen in Beruf oder Privatleben.

Je früher man Warnsignale erkennt und gegensteuert, desto besser. Doch nicht selten wird die wachsende Erschöpfung lange ignoriert – aus falschem Ehrgeiz, Scham oder aus Angst, als “schwach” zu gelten. Viele Betroffene geben erst auf, wenn gar nichts mehr geht. Ein fataler Fehler – denn je mehr man über seine Grenzen geht, desto schwieriger wird es, wieder gesund zu werden.

Ursachen und Risikofaktoren: Was begünstigt ein Burnout?

Burnout hat in der Regel nicht die eine Ursache, sondern ist das Ergebnis eines Zusammenspiels verschiedener Faktoren. Welche das sind und wie sie gewichtet sind, ist von Person zu Person unterschiedlich.

Als gesichert gilt, dass chronischer Stress – vor allem im Arbeitskontext – der zentrale Risikofaktor für ein Burnout ist. Stress entsteht immer dann, wenn die Anforderungen die persönlichen und sozialen Ressourcen übersteigen und es an Erholung und positiver Verstärkung fehlt. Bleibt dieser Zustand über einen längeren Zeitraum bestehen, gerät das Gleichgewicht aus der Balance – mit gravierenden Folgen für Wohlbefinden und Gesundheit.

Zu den häufigsten berufsbezogenen Stressoren, die ein Burnout begünstigen können, zählen:

  • Hoher Zeitdruck, Termindruck, Arbeitsverdichtung
  • Überstunden, Schichtarbeit, ständige Erreichbarkeit
  • Mehrfachbelastung, unklare oder widersprüchliche Aufgaben
  • Wenig Handlungsspielraum, fehlende Anerkennung
  • Schlechtes Arbeitsklima, Konkurrenzdruck, Konflikte
  • Sorge um den Arbeitsplatz, berufliche Zukunftsängste
  • Mangelnde Unterstützung und Wertschätzung durch Vorgesetzte
  • Hohe Verantwortung für Kunden, Patienten, Schüler etc.
  • Emotionale Beanspruchung durch schwierige Klienten/Patienten
  • Missverhältnis zwischen Verausgabung und Belohnung

Aber auch im Privatleben gibt es Risikofaktoren, die das Stresslevel erhöhen und ein Burnout wahrscheinlicher machen, etwa:

  • Doppel- und Mehrfachbelastung durch Familie und Beruf
  • Pflege von kranken oder alten Angehörigen
  • Finanzielle Sorgen und Existenzängste
  • Partnerschaftskonflikte, Trennungen, familiäre Krisen
  • Wenig Zeit für Erholung, Freizeit und Selbstfürsorge
  • Mangelndes soziales Netz und Einsamkeit

Daneben gibt es auch personenbezogene Merkmale, die für Stress und Burnout empfänglicher machen. Dazu gehören:

  • Persönlichkeitsmerkmale wie Perfektionismus, Ehrgeiz, Ungeduld
  • Hohes Kontrollbedürfnis und Schwierigkeiten zu delegieren
  • Selbstüberschätzung und unrealistische Erwartungen
  • Mangelnde Stressbewältigungsstrategien und Selbstfürsorge
  • Fehlende Fähigkeit zur Abgrenzung und “Nein”-Sagen
  • Geringes Selbstwertgefühl, Selbstzweifel
  • Starke Verausgabungsbereitschaft, “Helfersyndrom”
  • Wenig stabile Bewältigungsressourcen und Resilienz

All diese Faktoren können sich zu einem gefährlichen Nährboden für ein Burnout entwickeln. Je mehr davon zusammenkommen und je länger die Überlastung andauert, desto höher ist das Risiko – vor allem, wenn die Betroffenen versuchen, Stress und Erschöpfung zu verdrängen oder durch noch mehr Leistung zu kompensieren. Ein Teufelskreis, der in den totalen Zusammenbruch führen kann.

Deshalb ist es so wichtig, mögliche Belastungsfaktoren und persönliche Risiken frühzeitig zu erkennen und aktiv gegenzusteuern – sei es durch Veränderungen des Arbeitsumfelds, die Stärkung persönlicher Ressourcen oder die Inanspruchnahme professioneller Hilfe. Ein Burnout ist kein unausweichliches Schicksal, sondern ein Warnzeichen, das uns auffordert, etwas zu verändern.

Diagnose und Behandlung: Was tun bei Burnout-Verdacht?

Die Diagnose eines Burnouts ist nicht immer einfach, da die Symptome anfangs oft diffus sind und eine große Ähnlichkeit zu anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen aufweisen. Zudem entwickelt sich ein Burnout schleichend und wird von vielen Betroffenen lange Zeit nicht als solches erkannt oder verdrängt.

Oft sind es körperliche Beschwerden wie anhaltende Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Herz-Kreislauf-Probleme, die den ersten Anlass für einen Arztbesuch geben. Oder aber die Erschöpfung und Leistungseinbußen sind so gravierend, dass es im Berufs- oder Privatleben nicht mehr weitergeht.

Um Klarheit zu bekommen, ist zunächst ein Gespräch mit dem Hausarzt oder einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sinnvoll. In einer ausführlichen Befragung (Anamnese) werden die aktuellen Symptome, der Verlauf, mögliche Ursachen und Belastungsfaktoren sowie die persönliche und familiäre Vorgeschichte erfasst. Auch Fragen zum Arbeitsplatz, zur Freizeitsituation und zum Lebensstil spielen eine wichtige Rolle.

Ergänzend kommen oft standardisierte Fragebögen zum Einsatz, um Art und Schweregrad der Burnout-Symptomatik zu erfassen. International bewährt haben sich vor allem der Maslach-Burnout-Inventory (MBI) sowie die Tedium Measure Scale (TMS). Sie geben Aufschluss darüber, wie stark die emotionale Erschöpfung, der Zynismus und die Leistungseinbußen ausgeprägt sind.

Da sich hinter Burnout-ähnlichen Beschwerden auch Symptomen auch körperliche Erkrankungen wie Schilddrüsenstörungen, Diabetes oder Herzprobleme verbergen können, sind meist zusätzliche Untersuchungen nötig, um andere Ursachen auszuschließen oder zu behandeln. Dazu zählen:

  • Blutuntersuchungen, um Entzündungswerte, Blutzucker, Schilddrüsenhormone und wichtige Vitamine und Mineralstoffe zu kontrollieren
  • Ein Belastungs-EKG bei Herz-Kreislauf-Beschwerden
  • Ein EEG zur Messung der Hirnströme bei schweren Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
  • Eine Polysomnographie (Schlafuntersuchung) bei massiven Schlafproblemen

Wichtig ist eine ganzheitliche Sicht, die sowohl die körperlichen als auch psychischen und sozialen Aspekte der Erkrankung berücksichtigt. Denn nur so kann eine individuelle, multimodale Therapie erfolgen, die an den Ursachen ansetzt und nicht nur an den Symptomen.

Die Behandlung von Burnout erfordert meist einen längerfristigen, mehrdimensionalen Ansatz, der folgende Bausteine kombiniert:

  • Psychotherapie: In Einzel- oder Gruppensitzungen lernen Betroffene, besser mit Stress umzugehen, Probleme zu lösen und sich abzugrenzen. Besonders bewährt haben sich Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie, die achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) und tiefenpsychologisch fundierte Therapien, die auch unbewusste Persönlichkeitsanteile einbeziehen.
  • Stressmanagement: Hierzu gehören Techniken wie Entspannungsübungen, Zeitmanagement, Konfliktlösung oder das Neinsagen lernen. Auch Coaching oder betriebliches Gesundheitsmanagement können sinnvoll sein, um belastende Arbeitssituationen zu verändern.
  • Gesunder Lebensstil: Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und bewusste Erholungsphasen sind wichtige Säulen jeder Burnout-Behandlung. Oft ist auch eine Reizreduktion nötig – weniger Medien, weniger Termine, weniger Verpflichtungen.
  • Medikamente: In manchen Fällen können vorübergehend Antidepressiva, Schlaf- oder Beruhigungsmittel sinnvoll sein, um das akute Leid zu lindern und eine Psychotherapie zu unterstützen. Eine Dauermedikation ist bei Burnout aber selten nötig oder hilfreich.
  • Unterstützende Maßnahmen: Je nach Symptomatik können auch Entspannungsverfahren wie die progressive Muskelrelaxation, Yoga, Qi Gong oder Massagen, eine Ernährungsberatung oder kreative Therapieformen die Behandlung sinnvoll ergänzen.
  • Klinikaufenthalt: In schweren Fällen mit massiver Erschöpfung, Suizidalität oder ohne erkennbare Besserung trotz ambulanter Therapie kann auch ein Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik oder Tagesklinik nötig sein, um zur Ruhe zu kommen und sich voll auf die Genesung zu konzentrieren.

Letztlich muss für jeden Betroffenen ein individueller Behandlungsplan erstellt werden, der die persönliche Situation, Präferenzen und Ressourcen berücksichtigt. Das braucht Zeit und Geduld – ein Burnout lässt sich nicht von heute auf morgen “abschalten” oder wegtherapieren. Oft sind es viele kleine, beharrliche Schritte der Veränderung, die einen schließlich aus der Erschöpfungsspirale herausführen.

Burnout vorbeugen – so geht’s

So wichtig eine gute Behandlung ist: Noch besser wäre es natürlich, gar nicht erst in ein Burnout zu geraten. Ein Großteil der Betroffenen leidet unter vermeidbaren Belastungen, die mit der richtigen Vorsorge erst gar nicht zu ernsthaften Problemen werden müssten.

Wer langfristig gesund und leistungsfähig bleiben will, sollte deshalb frühzeitig auf sich und seine Grenzen achten. Das fällt vielen schwer – gerade engagierten, leistungsbereiten Menschen, die hohe Ansprüche an sich stellen und die Bedürfnisse anderer oft über die eigenen stellen. Doch Selbstfürsorge ist kein Egoismus, sondern eine Notwendigkeit, wenn wir dauerhaft für uns und andere da sein wollen.

Die beste Burnout-Prophylaxe ist ein gesunder, achtsamer Lebensstil mit einem ausgewogenen Verhältnis von Anspannung und Entspannung. Diese 10 Strategien können helfen, mögliche Stressfaktoren zu reduzieren und die persönlichen Widerstandskräfte zu stärken:

  1. Arbeitspensum im Blick behalten: Führen Sie eine ehrliche Bestandsaufnahme durch – stimmt die Menge und Qualität der Arbeit mit den verfügbaren Ressourcen überein? Müssen Sie regelmäßig Überstunden machen und Pausen ausfallen lassen? Legen Sie realistische Ziele fest und trauen Sie sich, auch mal “Nein” zu sagen, wenn es zu viel wird.
  2. Pausen und Erholung einplanen: Gönnen Sie sich regelmäßige Auszeiten – nicht nur im Urlaub, sondern auch im Arbeitsalltag. Nutzen Sie die Mittagspause für einen kurzen Spaziergang, Entspannungs- oder Atemübungen. Bauen Sie sich fixe “Inseln der Ruhe” in Ihren Tag ein, in denen Sie abschalten und sich auf sich selbst besinnen können.
  3. Soziale Kontakte pflegen: Ein stabiles soziales Netz aus Familie, Freunden und Kollegen ist einer der wichtigsten Schutzfaktoren gegen Burnout. Investieren Sie in wertschätzende, unterstützende Beziehungen und teilen Sie Ihre Sorgen und Nöte, aber auch Ihre Freuden und Erfolge. Gemeinsam lässt sich vieles leichter bewältigen.
  4. Ausgleich schaffen: Sorgen Sie für regelmäßigen Ausgleich in Form von Hobbys, Sport, kreativen oder sozialen Aktivitäten, die Ihnen Freude bereiten und Ihre Batterien aufladen. Wichtig ist, dass es Tätigkeiten sind, bei denen Sie abschalten und ganz im Moment aufgehen können. Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft ist zudem ein ideales Antistress-Mittel.
  5. Gesundheit fördern: Achten Sie auf ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und stressabbauende Aktivitäten wie Spaziergänge, Entspannungsübungen oder Sauna. Alkohol, Nikotin und zu viel Koffein sind dagegen echte “Stresskiller”. Hören Sie auch auf die leisen Signale Ihres Körpers und gönnen Sie sich Erholung, wenn Sie sich erschöpft und gereizt fühlen.
  6. Perfektionismus zügeln: Nicht alles muss immer perfekt sein. Setzen Sie sich realistische Ziele, lernen Sie mit Fehlern umzugehen und freuen Sie sich über das Erreichte, statt sich über vermeintliche Schwächen zu ärgern. Es ist völlig okay, auch mal Schwächen zu zeigen und um Hilfe zu bitten. Delegieren Sie Aufgaben und lernen Sie loszulassen.
  7. Prioritäten setzen: Konzentrieren Sie sich auf die wirklich wichtigen Dinge und hinterfragen Sie regelmäßig Ihre Motivation und Ihre Ziele. Misten Sie Ihren Terminkalender aus und schaffen Sie Freiräume für die Menschen und Aktivitäten, die Ihnen guttun und Kraft schenken. Weniger ist oft mehr.
  8. Grenzen setzen: Haben Sie den Mut, auch mal “Nein” zu sagen – zu zusätzlichen Aufgaben, Einladungen oder Anfragen, die Ihre Zeit und Energie auffressen. Überlegen Sie gut, was Sie sich zumuten wollen und können und kommunizieren Sie Ihre Grenzen klar und freundlich. Ihr Wohlbefinden hat Vorrang.
  9. Reflexion & Achtsamkeit: Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit zur Selbstreflexion. Horchen Sie in sich hinein – wie fühle ich mich gerade? Was brauche ich? Was tut mir gut? Was belastet mich? Je besser Sie Ihre eigenen Bedürfnisse, Stressoren und Ressourcen kennen, desto gezielter können Sie gegensteuern. Achtsamkeitsübungen helfen, den Fokus weg von Zukunftsängsten und Grübeleien hin zum Hier und Jetzt zu lenken.
  10. Hilfe annehmen: Scheuen Sie sich nicht, frühzeitig professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, wenn Sie merken, dass Sie alleine nicht mehr weiterkommen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Verantwortungsbewusstsein sich selbst gegenüber. Nutzen Sie Beratungsstellen, Coachings, Selbsthilfegruppen oder Therapieangebote – es gibt viele Anlaufstellen.

Entscheidend ist, dass Sie selbst aktiv werden und die Zügel nicht aus der Hand geben. Burnout-Prävention ist harte Arbeit – an sich selbst und für sich selbst. Sie erfordert Ehrlichkeit, Mut zur Veränderung und die Bereitschaft, eingefahrene Muster zu hinterfragen. Doch es lohnt sich! Wer konsequent und liebevoll auf sich selbst und seine Grenzen achtet, stärkt nicht nur seine Gesundheit, sondern auch seine Beziehungen, seine Lebensfreude und Leistungsfähigkeit. Eine Investition in die eigene Zukunft, die sich auszahlt.

Fazit

Burnout – das ist weit mehr als ein Modewort für Stress oder schlechte Laune. Es ist eine ernstzunehmende Erschöpfungskrankheit, die nicht nur das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit massiv beeinträchtigen, sondern auch auf Körper und Seele durchschlagen kann.

Deshalb ist es so wichtig, die Warnsignale frühzeitig zu erkennen und aktiv gegenzusteuern – durch Änderungen der Lebens- und Arbeitsgewohnheiten, durch gezielte Behandlungsmaßnahmen und vor allem durch mehr Achtsamkeit und Fürsorge für sich selbst.

Wer heute schon anfängt, sein persönliches “Burnout-Schutzschild” aufzubauen, beugt nicht nur Stress und Überlastung vor, sondern investiert jeden Tag aufs Neue in seine Gesundheit, Zufriedenheit und Lebensqualität. Auch und gerade, wenn man sich gesund und leistungsfähig fühlt. Denn Burnout-Prävention ist keine Aufgabe für schlechte Zeiten, sondern ein lebenslanger Prozess der Selbstfürsorge und Balance.

Das mag im ersten Moment anstrengend und unbequem erscheinen – alte Muster aufzubrechen und neue Wege zu gehen, kostet Kraft und Überwindung. Doch am Ende lohnt sich jeder Schritt – für ein Leben, in dem Sie Ihre Batterien immer wieder aufladen, in dem Sie Erfüllung und Sinn finden und nicht jeden Tag aufs Neue an Ihre Grenzen gehen müssen.

Ein Burnout ist kein unabwendbares Schicksal, sondern eine Chance zur Veränderung. Ein Weckruf, der uns zeigt, was wirklich wichtig ist und wonach wir uns sehnen – nach einem Leben in Balance, nach wertschätzenden Beziehungen, nach einer erfüllenden Aufgabe, die uns fordert, aber nicht überfordert.

Wenn wir diese Sehnsucht ernst nehmen und beharrlich an uns arbeiten, können wir nicht nur ein Burnout verhindern, sondern auch unsere Resilienz und innere Stärke Tag für Tag ein Stückchen wachsen lassen. Für ein Leben, das uns nährt, statt uns zu zermürben.

Quellenangaben

  1. Alsop, R. (2018). Burnout – Erkennen, vorbeugen, überwinden: Wie Sie dem Dauerstress die Stirn bieten. Springer.
  2. Berger, M., Falkai, P., & Maier, W. (2012). Burn-out: Modediagnose oder Krankheit? Deutsches Ärzteblatt, 109(14), A-662 / B-556 / C-552.
  3. Burisch, M. (2014). Das Burnout-Syndrom: Theorie der inneren Erschöpfung. Springer.
  4. Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). (2012). S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression. Springer.
  5. Freudenberger, H. J. (1974). Staff Burn-Out. Journal of Social Issues, 30(1), 159-165.
  6. Hillert, A., & Marwitz, M. (2006). Die Burnout Epidemie: oder brennt die Leistungsgesellschaft aus? C.H.Beck.
  7. Kaschka, W. P., Korczak, D., & Broich, K. (2011). Burnout: a Fashionable Diagnosis. Deutsches Aerzteblatt International, 108(46), 781-787.
  8. Maslach, C., & Jackson, S. E. (1981). The measurement of experienced burnout. Journal of Organizational Behavior, 2(2), 99-113.
  9. Maslach, C., & Leiter, M. P. (2016). Understanding the burnout experience: recent research and its implications for psychiatry. World Psychiatry, 15(2), 103-111.
  10. Pines, A., & Aronson, E. (1988). Career burnout: Causes and cures. Free Press.
  11. Schaufeli, W. B., Leiter, M. P., & Maslach, C. (2009). Burnout: 35 years of research and practice. Career Development International, 14(3), 204-220.
  12. World Health Organization. (2019). Burn-out an “occupational phenomenon”: International Classification of Diseases. https://www.who.int/news/item/28-05-2019-burn-out-an-occupational-phenomenon-international-classification-of-diseases
5/5 - (2 votes)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert