Hilfreiche Informationen und praktische Tipps zur häufigsten Vaginalinfektion – Erkennen Sie die Anzeichen rechtzeitig und beugen Sie effektiv vor!
Bakterielle Vaginose – Die wichtigsten Fakten auf einen Blick
- Die bakterielle Vaginose (BV) ist die häufigste Vaginalinfektion im gebärfähigen Alter. Etwa jede 3. Frau ist mindestens einmal im Leben davon betroffen.
- BV entsteht durch ein Ungleichgewicht der natürlichen Scheidenflora mit Überwucherung von anaeroben Bakterien wie Gardnerella vaginalis, Atopobium vaginae und anderen.
- Typische Symptome einer bakteriellen Vaginose sind verstärkter grau-weißlicher Ausfluss, unangenehmer fischartiger Geruch, Juckreiz und Brennen im Intimbereich.
- Die Diagnose erfordert meist eine eingehende gynäkologische Untersuchung mit Beurteilung des Fluors und verschiedenen Labortests (pH-Wert, Mikroskopie, Amintest etc.).
- Antibiotika gegen bakterielle Vaginose wie Metronidazol oder Clindamycin sind die Mittel der Wahl zur Behandlung. Eine konsequente Therapie über mind. 7 Tage ist wichtig.
- Unbehandelt drohen Komplikationen wie ein erhöhtes Risiko für sexuell übertragbare Infektionen, aufsteigende Genitalentzündungen und in der Schwangerschaft Fehl- oder Frühgeburt.
Die bakterielle Vaginose ist ein sehr häufiges Problem, mit dem sich fast jede Frau im Laufe ihres Lebens auseinandersetzen muss. Umso wichtiger ist es, die Anzeichen und Beschwerden frühzeitig zu erkennen und zu wissen, was man selbst tun kann, um einer Ansteckung vorzubeugen und die natürliche Balance der Scheidenflora zu unterstützen.
In diesem ausführlichen Ratgeber erfahren Sie alles Wissenswerte zu Ursachen, Symptomen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten der bakteriellen Vaginose. Wir geben Ihnen praktische Tipps, was Sie selbst gegen bakterielle Vaginose unternehmen können, wann Hausmittel nicht mehr ausreichen und warum Sie bei anhaltenden oder wiederkehrenden Beschwerden unbedingt einen Frauenarzt aufsuchen sollten.
Was genau ist eine bakterielle Vaginose und wie entsteht sie?
Eine bakterielle Vaginose ist eine Dysbalance der natürlichen Scheidenflora, die durch eine Überwucherung mit anaeroben Bakterien gekennzeichnet ist. Normalerweise sorgen die in der Vagina vorkommenden Milchsäurebakterien (Laktobazillen) für ein saures Milieu mit einem pH-Wert < 4,5, das vor Krankheitserregern schützt.
Bei einer BV verschiebt sich dieses empfindliche Gleichgewicht zugunsten von Bakterien wie Gardnerella vaginalis, Atopobium vaginae, Prevotella, Mobiluncus und anderen Anaerobiern. Durch die Überhandnahme dieser Keime steigt der vaginale pH-Wert auf > 4,5 an und die schützende Funktion der Laktobazillen ist gestört.
Die genauen Ursachen und Risikofaktoren für die Entstehung einer bakteriellen Vaginose sind noch nicht vollständig geklärt. Begünstigend scheinen jedoch folgende Faktoren zu sein:
- Häufig wechselnde Sexualpartner (erhöhte Ansteckungsgefahr)
- Rauchen
- Übermäßige Intimhygiene mit Spülungen oder Duschen der Vagina (stört die natürliche Flora)
- Enge, luftundurchlässige Kleidung und Slipeinlagen
- Psychischer Stress und ein geschwächtes Immunsystem
- Hormonelle Veränderungen wie in der Schwangerschaft oder durch die Antibabypille
Es ist wichtig zu verstehen, dass es sich bei einer BV nicht um eine klassische sexuell übertragbare Infektion handelt, auch wenn sexuelle Kontakte die Entstehung und die Ansteckung begünstigen können. Eine Übertragung ist eher durch ein Ungleichgewicht im vaginalen Mikrobiom bedingt als durch einen einzelnen Erreger.
Die typischen Symptome und Beschwerden einer bakteriellen Vaginose
Etwa die Hälfte aller Frauen mit einer bakteriellen Vaginose haben zunächst keine Symptome. Andere klagen über einen verstärkten vaginalen Ausfluss und einen unangenehmen Geruch, insbesondere nach dem Geschlechtsverkehr.
Die häufigsten Anzeichen und Beschwerden einer BV sind:
- Vermehrter grau-weißer, dünnflüssiger bis wässriger Fluor vaginalis
- Fischartiger, urinartiger oder fauliger Geruch, besonders nach dem Sex
- Brennen und Juckreiz in der Scheide und im äußeren Genitalbereich
- Rötungen und Reizungen der Vulva
- Brennende, stechende Schmerzen beim Wasserlassen (Dysurie)
- Leichte vaginale Blutungen oder Zwischenblutungen
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)
- Unregelmäßige oder schmerzhafte Menstruationsblutungen (Dysmenorrhoe)
Wenn Sie eines oder mehrere dieser Symptome bei sich beobachten, ist es ratsam, möglichst bald einen Frauenarzt oder eine Frauenärztin aufzusuchen. Denn eine unbehandelte bakterielle Vaginose erhöht nicht nur die Ansteckungsgefahr für sexuell übertragbare Krankheiten wie Chlamydien oder HIV. Es drohen auch gefährliche Komplikationen wie:
- Entzündungen des oberen Genitaltrakts wie Gebärmutter, Eileiter, Eierstöcke
- Chronische Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis)
- Beckenentzündung (PID) mit heftigen Unterleibsschmerzen und Fieber
- Eileiterentzündung (Salpingitis) mit Verklebungen und späterer Unfruchtbarkeit
- In der Schwangerschaft: Erhöhtes Fehlgeburtsrisiko, Frühgeburten, Infektion des Kindes
Bei immer wiederkehrenden Beschwerden und chronischer bakterieller Vaginose sollten Sie die Symptome also keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen, sondern die Ursachen unbedingt ärztlich abklären und konsequent behandeln lassen!
Wie stellt der Frauenarzt die Diagnose einer bakteriellen Vaginose?
Oftmals hat der Frauenarzt schon aufgrund der geschilderten Beschwerden und der Beurteilung des Fluors bei der gynäkologischen Untersuchung einen konkreten Verdacht auf eine bakterielle Vaginose.
Um die Diagnose zu sichern, werden zusätzlich meist noch einige Untersuchungen und Labortests durchgeführt:
- Messung des vaginalen pH-Werts mit Lackmuspapier: Ein Wert > 4,5 ist typisch für eine BV.
- Mikroskopische Untersuchung des Vaginalsekrets auf charakteristische “clue cells” (Schlüsselzellen). Das sind Epithelzellen, die dicht mit Bakterien besiedelt sind.
- Amin- oder KOH-Test: Verstärkt sich der fischige Geruch des Ausflusses nach Zugabe von 10%iger Kalilauge, ist der Test positiv für BV.
- Gramfärbung: Mit dieser Methode werden die verschiedenen Bakterienarten im Vaginalabstrich sichtbar gemacht und unterschieden.
- Kultur oder PCR: Eine Erregeranzucht oder der molekularbiologische Nachweis von Gardnerella vaginalis und Co. ist beim Verdacht auf BV meist nicht notwendig.
Anhand dieser Untersuchungsergebnisse kann der Arzt dann mit hoher Sicherheit feststellen, ob eine bakterielle Vaginose vorliegt und eine gezielte Behandlung und Therapie einleiten.
Wie erfolgt die Behandlung einer bakteriellen Vaginose – Und was hilft wirklich?
Ziel der Therapie ist es, die Anzahl der krankmachenden Bakterien zu reduzieren und das natürliche Gleichgewicht der Vaginalflora wiederherzustellen, damit die Beschwerden dauerhaft verschwinden.
Dafür kommen in erster Linie bestimmte Antibiotika gegen bakterielle Vaginose zum Einsatz:
- Metronidazol oder Clindamycin, die oral als Tabletten für 7 Tage eingenommen werden
- Metronidazol- oder Clindamycin-haltige Vaginalcremes oder Vaginaltabletten, die über 7 Tage intravaginal angewendet werden
Die lokale Therapie mit Vaginalcremes und Zäpfchen ist dabei genauso effektiv wie die systemische Behandlung mit Tabletten, hat aber den Vorteil, dass die Nebenwirkungen geringer sind.
Wichtige Tipps zur Einnahme: Auch bei spürbarer Besserung der Symptome sollten Sie die verordneten Medikamente unbedingt bis zum Ende einnehmen, um einen Rückfall oder eine erneute Überwucherung mit den Problemkeimen zu verhindern. Verzichten Sie während der Behandlung auf Alkohol (Unverträglichkeit mit Metronidazol) und nach Möglichkeit auf Geschlechtsverkehr. Verwenden Sie ggf. Kondome, um die Wirkung der Antibiotika nicht zu beeinträchtigen.
Eine begleitende Partnerbehandlung ist nicht notwendig und empfohlen, da die BV keine klassische sexuell übertragbare Infektion ist. Es könnte aber sinnvoll sein, wenn auch der Partner auf eine gute Genitalhygiene und schonende Intimwaschlotionen achtet.
Tipp: Wasserlösliche Gleitgels auf Silikonbasis sind bei bakterieller Vaginose Gleitmitteln auf Ölbasis vorzuziehen. Sie beeinflussen die Vaginalflora weniger negativ und erhöhen auch nicht das Risiko einer Latexallergie oder einer Schädigung von Kondomen.
Wirksame Hausmittel gegen bakterielle Vaginose gibt es leider nicht. Joghurttampons, Knoblauchzehen und Teebaumöl mögen zwar das Vaginalmilieu vorübergehend verbessern und die Beschwerden etwas lindern. Für die ursächliche Behandlung einer BV sind sie aber in aller Regel nicht ausreichend.
Sinnvoll ist es aber, ergänzend zur Antibiotika-Therapie das Wachstum der “guten” Laktobazillen gezielt zu unterstützen, z.B. durch orale Probiotika mit speziellen Milchsäurebakterienstämmen oder durch Vaginaltabletten bzw. -zäpfchen mit Lactobacillus rhamnosus, reuteri oder acidophilus.
Bei leichteren Formen einer BV wird manchmal zunächst auch nur lokal mit Milchsäure-Gelen oder Zäpfchen behandelt, um durch Absenkung des pH-Werts eine Erholung der Scheidenflora zu erreichen. Bei Schwangeren mit BV kann zusätzlich zu Clindamycin eine kurzzeitige Therapie mit Vitamin-C-Tabletten sinnvoll sein, die vaginal angewendet den pH-Wert normalisieren.
Wenn die Beschwerden und Symptome trotz Behandlung immer wieder auftreten, spricht man von einer chronisch rezidivierenden bakteriellen Vaginose. Dann ist eine längerfristige Erhaltungstherapie über 4-6 Monate ratsam, z.B. mit 2-mal wöchentlicher Metronidazol-Creme.
Sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt auch über mögliche Ursachen der Rezidive wie z.B. eine Pilzinfektion, Genitalherpes, übermäßige Hygiene oder Störungen des Zuckerstoffwechsels (Diabetes). Eventuell ist auch eine psychologische Mitbetreuung sinnvoll, da rezidivierende Scheideninfektionen die Lebensqualität und Partnerschaft sehr belasten können.
Die besten Tipps zur Vorbeugung einer bakteriellen Vaginose und für eine gesunde Scheidenflora
Um gar nicht erst in den Teufelskreis aus Beschwerden, Antibiotika-Behandlung und Wiederauftreten der Symptome zu geraten, ist eine effektive Vorbeugung gegen bakterielle Vaginose der beste Weg.
Alles, was das empfindliche Gleichgewicht der Vaginalflora stört, sollte möglichst gemieden werden. Förderlich für eine gesunde Scheidenflora ist vor allem eine **schonende und zurückhaltende Intimhygiene**:
- Verwenden Sie zur täglichen Reinigung am besten nur klares Wasser oder pH-neutrale, rückfettende Pflegelotionen bzw. Intim-Waschcremes. Von parfümierten Seifen, desinfizierenden Substanzen und aggressiven Duschgels im Vaginalbereich ist dringend abzuraten.
- Vermeiden Sie häufige Voll- und Sitzbäder, Whirlpools und Intimduschen (Vaginalduschen). Sie spülen nicht nur Krankheitskeime aus, sondern schädigen auf Dauer auch den natürlichen Schutzfilm.
- Greifen Sie nach dem Toilettengang immer von vorne nach hinten, um keine Keime aus dem Darmbereich in die Scheide zu verschleppen.
- Wechseln Sie Tampons, Binden und Slipeinlagen regelmäßig, spätestens alle 4 Stunden, und achten Sie gerade während der Menstruation auf eine besonders sorgfältige Genitalhygiene.
- Verzichten Sie am besten ganz auf Slipeinlagen, es sei denn, es besteht wirklich eine medizinische Notwendigkeit wie z.B. bei Blasenschwäche oder sehr starkem Ausfluss.
- Tragen Sie möglichst atmungsaktive Unterwäsche aus Baumwolle oder Seide statt hautreizender Synthetik-Materialien. Vermeiden Sie Strings, enge Jeans und Leggings, die die empfindliche Vulva-Region reizen und für ein feucht-warmes Milieu sorgen.
- Benutzen Sie beim Geschlechtsverkehr (auch oral und anal) am besten Kondome, besonders bei häufig wechselnden Partnern oder wenn beim Partner eine Infektion vorliegt. Kondome verringern nicht nur die Ansteckungsgefahr mit sexuell übertragbaren Krankheiten wie Chlamydien, HPV oder HIV. Sie schützen auch die Vaginalflora vor Reizungen und neutralisieren den pH-Wert der Samenflüssigkeit.
- Führen Sie möglichst keine Fremdkörper wie Diaphragmen, Verhütungsschwämmchen oder -zäpfchen in die Scheide ein. Auch Sexspielzeug und Gleitmittel können problematisch sein und Beschwerden verstärken.
- Erhöhen Sie Ihre Widerstandsfähigkeit und stärken Sie Ihr vaginales Immunsystem durch eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener, vitaminarmer Ernährung, ausreichend Schlaf, Bewegung an der frischen Luft und Stressabbau.
- Vermeiden Sie Nikotin und Alkohol oder schränken Sie den Konsum zumindest ein. Rauchen und übermäßiger Alkoholgenuss schwächen die körpereigenen Abwehrkräfte und trocknen die Schleimhäute im Intimbereich aus.
Beachten Sie diese Regeln, dann sind Sie gut gewappnet gegen eine bakterielle Vaginose und andere Infektionen im Intimbereich. Hören Sie auf Ihr Körpergefühl und geben Sie der Vaginalflora Zeit, sich zu regenerieren und die Balance wiederherzustellen.
Fazit: Bakterielle Vaginose – unangenehm, aber gut behandelbar!
Die bakterielle Vaginose ist mit Abstand die häufigste Vaginalinfektion und fast jede Frau macht mindestens einmal in ihrem Leben damit Bekanntschaft. Auch wenn die Beschwerden wie vermehrter Ausfluss, Juckreiz und unangenehmer Geruch sehr lästig und belastend sein können – eine BV ist kein Grund zur Panik!
Mit etwas Geduld, der richtigen Therapie und konsequenter Behandlung durch Antibiotika bekommt man die Überwucherung mit Anaerobiern gut in den Griff. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn die Symptome nicht von heute auf morgen verschwinden oder es zwischendurch immer mal wieder zu einem Rückfall kommt. Bleiben Sie dran und besprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin, welche Behandlungsstrategie für Sie die beste ist.
Mindestens genauso wichtig wie Medikamente ist es, dem natürlichen Schutzsystem der Scheide Raum zur Regeneration zu geben und alles zu unterlassen, was die Vaginalflora durcheinanderbringen könnte. Halten Sie sich an die Tipps zur schonenden Intimpflege und gesunden Lebensführung in diesem Artikel, dann sind Sie schon auf einem guten Weg, die bakterielle Vaginose langfristig in Schach zu halten.
Auch wenn es vielleicht ein mühsamer Prozess ist – eine intakte Scheidenflora und ein unbeschwertes Wohlgefühl im Intimbereich sind die Mühe allemal wert. In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund und selbstbewusst! Und scheuen Sie sich nicht, das Thema bei Ihrem Frauenarzt oder Ihrer besten Freundin offen anzusprechen. Denn Offenheit, Aufklärung und Prävention sind der Schlüssel zu einem ausgeglichenen vaginalen Mikrobiom und einem rundum guten Gefühl als Frau.
Quellen:
- S1-Leitlinie: Bakterielle Vaginose (2014), Deutsche STI-Gesellschaft (DSTIG), Langfassung
- Mendling, W. (2016): Vaginale Mikrobiota und bakterielle Vaginose. In: Der Gynäkologe, Volume 49, Issue 5, pp 343–353. https://doi.org/10.1007/s00129-016-3871-8
- Breitkopf, M., & Becker, S. (2021). Bakterielle Vaginose und Candidose: Aktuelle Aspekte zu Diagnose und Therapie. In: CME 18, 47–54. https://doi.org/10.1007/s11298-021-1092-5
- Brettenthaler, R., & Ciresa-König, A. (2021). Rezidivierende bakterielle Vaginose und Vulvovaginalcandidose. In: gynäkologie + geburtshilfe, 26(5), 22-27. https://doi.org/10.1007/s15013-021-4138-5
- Sherrard, J., Wilson, J., Donders, G., Mendling, W., & Jensen, J. S. (2018). 2018 European (IUSTI/WHO) International Union against sexually transmitted infections (IUSTI) World Health Organisation (WHO) guideline on the management of vaginal discharge. International journal of STD & AIDS, 29(13), 1258–1272. https://doi.org/10.1177/0956462418785451