Was Sie über die gefährliche Übersäuerung des Körpers wissen müssen
Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Muskelschmerzen – hinter diesen unspezifischen Beschwerden kann sich eine Azidose verbergen. Doch was genau ist eine Azidose? Wie erkennt man sie und was kann man dagegen tun? Dieser Artikel liefert Ihnen alle wichtigen Informationen zur Übersäuerung des Körpers und gibt praktische Tipps, was Sie selbst für ein gesundes Säure-Basen-Gleichgewicht tun können.
Azidose auf einen Blick
- Eine Azidose ist eine Störung des Säure-Basen-Haushalts mit Übersäuerung des Blutes und der Gewebe.
- Häufige Symptome sind Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Kopfschmerzen, Muskelverspannungen und Verdauungsprobleme.
- Mögliche Ursachen sind falsche Ernährung, Stress, Bewegungsmangel, chronische Krankheiten und Stoffwechselstörungen.
- Die Diagnose erfolgt über eine Blutgasanalyse, eine Urinuntersuchung und eventuell weitere Tests.
- Die Behandlung besteht aus Ursachenbekämpfung, Ernährungsumstellung, basischen Mineralstoffen und Puffersubstanzen.
Was ist eine Azidose?
Eine Azidose ist definiert als eine Störung des Säure-Basen-Gleichgewichts im Körper mit Absinken des Blut-pH-Wertes unter 7,35. Dabei kommt es zu einer Anhäufung von Säuren bzw. Protonen im Blut und in den Zellen. Man unterscheidet zwischen einer respiratorischen Azidose durch Anreicherung von Kohlendioxid und einer metabolischen Azidose durch vermehrten Anfall von Stoffwechselsäuren oder Verlust von Bikarbonat.
Bei einer ausgeprägten Azidose drohen schwerwiegende Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit und Multiorganversagen. Deshalb ist es wichtig, die Anzeichen frühzeitig zu erkennen und konsequent gegenzusteuern.
Warnung: Eine stark ausgeprägte Azidose ist ein medizinischer Notfall und muss intensivmedizinisch behandelt werden!
Die häufigsten Symptome einer Azidose
Die Beschwerden bei einer Übersäuerung sind oft unspezifisch und werden leicht fehlgedeutet. Zu den typischen Azidose-Symptomen zählen:
- chronische Müdigkeit, Erschöpfung, Antriebslosigkeit
- Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
- Kopfschmerzen, Schwindel
- Muskelverspannungen, Gelenkschmerzen, Krämpfe
- Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl, Blähungen, Durchfall
- Herz-Kreislauf-Probleme wie niedriger Blutdruck, Herzrhythmusstörungen
- Anfälligkeit für Infektionen, geschwächtes Immunsystem
- brüchige Nägel, stumpfes Haar, fahle Haut
- Karies, Parodontose
- Leistungsabfall, verringerte Stresstoleranz
Viele Betroffene fühlen sich schlapp, energielos und haben das Gefühl, nicht richtig fit zu sein. Gerade bei chronischer Übersäuerung treten die Beschwerden schleichend auf und werden oft nicht gleich mit einer Azidose in Verbindung gebracht.
Ursachen und Risikofaktoren für eine Azidose
Die Ursachen für eine Azidose sind vielfältig. Häufig liegt eine Kombination mehrerer ungünstiger Faktoren vor:
- Einseitige Ernährung mit viel Fleisch, Wurst, Käse, raffinierten Kohlenhydraten, Fertigprodukten, Süßigkeiten, Softdrinks
- Mangel an basischen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Salat, Sprossen, Kräutern, Nüssen
- Bewegungsmangel, Fehlbelastungen des Bewegungsapparats
- Chronischer Stress mit dauerhaft erhöhtem Cortisolspiegel
- Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes mellitus, Gicht, Fettstoffwechselstörungen
- Chronische Krankheiten wie Bluthochdruck, Niereninsuffizienz, COPD
- Medikamentennebenwirkungen durch Schmerzmittel, Entwässerungsmittel, Cortison etc.
- Störung des Mikrobioms durch Antibiotika, Ernährungsfehler, toxische Belastungen
- Rauchen, Alkoholkonsum
- Umweltgifte, Schadstoffe
- Schlafmangel, Schichtarbeit, Jetlag
Prinzipiell kann jeder von einer Azidose betroffen sein. Mit zunehmendem Alter lässt die Pufferkapazität des Körpers nach, sodass ältere Menschen häufiger betroffen sind. Auch Schwangere und Leistungssportler haben ein erhöhtes Risiko für eine latente Azidose.
Mögliche Komplikationen erkennen
Eine länger bestehende Azidose beeinträchtigt zahlreiche Körperfunktionen und begünstigt die Entstehung verschiedener Folgeerkrankungen:
- Osteoporose: Überschüssige Säuren werden in den Knochen abgelagert und entziehen Calcium. Die Knochen werden brüchig und anfällig für Frakturen.
- Diabetes: Die Insulinwirkung an den Zellen lässt nach. Es entsteht eine Insulinresistenz als Vorstufe eines Diabetes Typ 2.
- Rheuma, Arthrose: Säureablagerungen in Muskeln und Gelenken verstärken Entzündungen und verschleißen den Gelenkknorpel.
- Bluthochdruck: Die Gefäße verlieren an Elastizität und reagieren auf den ständigen Säurestress mit erhöhtem Blutdruck.
- Herzschwäche: Bei einer schweren Azidose nimmt die Pumpkraft des Herzmuskels ab und es droht ein Herzversagen.
- Nierenschäden: Die Filterleistung der Nieren lässt nach. Giftstoffe und saure Stoffwechselschlacken werden nicht mehr ausreichend ausgeschieden.
- Tumorerkrankungen: Krebszellen gedeihen besonders gut im sauren Milieu und können sich schneller ausbreiten.
- Depression: Der gestörte Säure-Basen-Haushalt beeinträchtigt den Hirnstoffwechsel und erhöht das Risiko für depressive Verstimmungen.
Alarmsignale für eine fortgeschrittene Azidose sind starke Abgeschlagenheit, Atemnot, Herzrasen, Krampfanfälle und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma. In diesem Fall zählt jede Minute – rufen Sie sofort den Notarzt!
Diagnostik beim Arzt
Um eine Azidose sicher zu diagnostizieren, sind verschiedene Untersuchungen nötig. Der Arzt erhebt zunächst die typischen Symptome und Risikofaktoren im Gespräch. Dann folgen je nach Verdachtsdiagnose:
- Blutgasanalyse (BGA): Bestimmung des Säure-Basen-Status im arteriellen oder venösen Blut mit den Werten für pH, Kohlendioxid-Partialdruck (pCO2), Bikarbonat (HCO3-) und Basenabweichung (BE)
- Elektrolyte im Serum: Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium, Chlorid, Phosphat
- Nierenwerte: Kreatinin, Harnstoff, glomeruläre Filtrationsrate (GFR)
- Blutzucker und HbA1c
- Blutfette: Cholesterin, Triglyceride
- Urinstatus mit pH-Wert, Säureausscheidung, Protein, Glucose, Ketonkörper
- Laktat im Blut als Marker für eine Gewebeübersäuerung
Bei Verdacht auf eine chronische Übersäuerung kann zusätzlich ein Säure-Basen-Haushalt-Test mit Messung der Säureausscheidung über den Urin sinnvoll sein. Als weitere Untersuchungen kommen EKG, Ultraschall, Röntgen oder eine Atemfunktionsprüfung infrage.
Behandlungsmöglichkeiten für eine Azidose
Die Therapie einer Azidose erfolgt ursachen- und symptomorientiert. Bei einer leichten Stoffwechselazidose stehen oft schon kleine Änderungen der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten an erster Stelle:
- Steigerung des Obst- und Gemüseverzehrs auf 5 Portionen täglich
- Bevorzugung basischer Lebensmittel wie grünes Blattgemüse, Wildkräuter, Sprossen, Nüsse, Mandeln, Avocado
- Regelmäßige Einnahme von basischen Mineralstoffen wie Kalium, Magnesium, Calcium, Zink
- Optimale Vitamin-D-Versorgung durch Aufenthalt im Freien und Nahrungsergänzung
- Sanfte Entsäuerung mit Heilwasser, Basenkonzentrat oder Basenpulver
- Reduktion säurebildender Lebensmittel wie Fleisch, Wurst, Käse, Weißmehlprodukte, Zucker, Alkohol
- Bewegung an der frischen Luft, Ausdauertraining, Muskelaufbau, Koordination
- Entspannungsverfahren wie Yoga, Meditation, Atemübungen, Autogenes Training
- Regelmäßige Fastenwochen zur Entlastung und Regeneration des Stoffwechsels
- Verbesserung des Schlafs, Schlafhygiene, Stressreduktion
- Vermeidung von Umweltgiften, Selbsttest auf Schwermetallbelastung
- Darmkur, Darmsanierung bei Pilz- oder Bakterienüberwucherung im Darm
Bei starker Übersäuerung durch chronische Krankheiten wie Diabetes oder Nierenversagen ist häufig eine medikamentöse Therapie nötig. Zur Azidosebehandlung stehen verschiedene Puffersubstanzen zur Verfügung:
- Natriumbikarbonat als Infusion oder Trinklösung
- Natriumcitrat und Kaliumcitrat
- Calciumcarbonat
- Dialysatpuffer mit Laktat, Acetat oder Bikarbonat zur Blutwäsche
Bei Atemstörungen wie COPD oder Schlafapnoe hilft oft schon eine Sauerstofftherapie mit Verbesserung der Belüftung über Maske oder Atemunterstützung (CPAP, BiPAP). Zur langfristigen Entlastung können auch operative Maßnahmen wie eine Lungenteilresektion oder -transplantation in Betracht kommen.
Tipps zur Vorbeugung von Azidose
Um erst gar nicht in eine Übersäuerungsfalle zu tappen, ist eine ausgewogene, basenüberschüssige Ernährung mit viel Obst und Gemüse das A und O. Als Faustregel gilt: Auf dem Teller sollten 2/3 basische und 1/3 säurebildende Lebensmittel landen. Ideal sind 3 Portionen rohes und 2 Portionen gegartes Gemüse am Tag.
Gönnen Sie Ihrem Körper zudem regelmäßige Bewegung und Ruhepausen im Grünen, um die Sauerstoffversorgung und den Stressabbau zu fördern. Vermeiden Sie Fertiggerichte, Junkfood, Softdrinks und Alkohol. Wenn Sie rauchen, hören Sie am besten ganz damit auf.
Auch wenn Sie (noch) gesund sind, ist eine regelmäßige Nährstoffanalyse sinnvoll, um einen Mineralstoffmangel frühzeitig zu erkennen. Basenfasten und Basenkuren bringen den Säure-Basen-Haushalt wieder in Balance und beugen einer schleichenden Übersäuerung vor.
Nicht zuletzt ist eine gute Work-Life-Balance essenziell, um auch mental im Gleichgewicht zu bleiben. Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers, leben Sie im Einklang mit Ihrem Biorhythmus und seien Sie gut zu sich!
Fazit
Eine Azidose ist eine ernstzunehmende Störung des Säure-Basen-Gleichgewichts, die unbehandelt schwerwiegende Folgen haben kann. Mit der richtigen Ernährung und einem gesunden Lebensstil lässt sich jedoch viel für das innere Milieu tun. Seien Sie achtsam mit sich und gönnen Sie Ihrem Körper regelmäßig eine Auszeit im Basischen – dann sind Sie gut gewappnet gegen eine Übersäuerung. Und wenn Sie doch Anzeichen einer Azidose bemerken, scheuen Sie sich nicht, ärztlichen Rat einzuholen. Je früher die Ursachen erkannt und behandelt werden, desto besser stehen die Chancen für eine schonende Therapie und ganzheitliche Genesung.
Hier sind einige mögliche Quellen, die sich gut als Referenzen für den Blogbeitrag über Azidose eignen:
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Quellen
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