Analkarzinom: Symptome erkennen, Ursachen verstehen, Diagnose & Behandlung

Erfahren Sie alles Wichtige über diese seltene, aber oft übersehene Krebserkrankung

Die Diagnose Analkarzinom kann zunächst erschreckend und überwältigend sein. Vielleicht haben Sie noch nie von dieser Krebsart gehört oder wissen nicht, was Sie erwartet. Doch je mehr Sie über die Erkrankung, ihre Anzeichen und Behandlungsmöglichkeiten erfahren, desto besser können Sie die Situation einschätzen und bewältigen.

In diesem Artikel erklären wir Ihnen alles Wissenswerte rund um das Analkarzinom. Sie erfahren, wie sich die Krankheit äußert, wodurch sie begünstigt wird und welche diagnostischen und therapeutischen Optionen es gibt. Mit diesem Wissen sind Sie gut vorbereitet, um die nächsten Schritte zu gehen und sich bestmöglich betreuen zu lassen.

Analkarzinom auf einen Blick

  • Seltene Krebserkrankung des Analkanals und Analrands
  • Häufigste Symptome: Blutungen, Schmerzen, Juckreiz, tastbare Knoten
  • Hauptrisikofaktoren: HPV-Infektion, Rauchen, Immunschwäche
  • Diagnose durch Abtasten, Probeentnahme und bildgebende Verfahren
  • Behandlung je nach Stadium: Operation, Radiochemotherapie, Chemotherapie

Was ist ein Analkarzinom?

Das Analkarzinom, auch Analkrebs genannt, ist eine bösartige Tumorerkrankung, die den Analkanal und/oder den Analrand betrifft. Der Analkanal bildet den letzten Abschnitt des Enddarms (Rektum) und ist ca. 3-4 cm lang. Am unteren Ende geht er in den äußeren Analrand über, der den Übergang zur Haut bildet.

Ein Analkarzinom entsteht, wenn sich die Zellen der Schleimhaut oder der Haut unkontrolliert vermehren und gesundes Gewebe verdrängen. Je nachdem, von welchem Zelltyp der Tumor ausgeht, unterscheidet man verschiedene Formen des Analkarzinoms:

  • Plattenepithelkarzinome sind mit ca. 75-80% die häufigste Variante. Sie entwickeln sich überwiegend im unteren Analkanal oder am Analrand.
  • Adenokarzinome machen etwa 10% der Analkarzinome aus. Sie gehen von den schleimproduzierenden Drüsenzellen im oberen Analkanal aus.
  • Seltener sind Basalzellkarzinome und Melanome, die in der Haut des Analrands entstehen.

Insgesamt ist das Analkarzinom eine eher seltene Krebserkrankung. Pro Jahr erkranken in Deutschland schätzungsweise 1,5-2 Personen pro 100.000 Einwohner neu daran.

Symptome des Analkarzinoms

Die Beschwerden eines Analkarzinoms werden anfangs oft nicht ernst genommen oder anderen Ursachen zugeschrieben. Viele Symptome wie Schmerzen oder Blutungen am After treten auch bei vergleichsweise harmlosen Erkrankungen wie Hämorrhoiden auf. Umso wichtiger ist es, bei folgenden Anzeichen genau hinzuschauen und einen Arzt aufzusuchen:

  • Blut im Stuhl oder auf dem Toilettenpapier
  • Blutungen oder fleischwasserähnliche Absonderungen aus dem Anus
  • Anhaltende Schmerzen, Brennen oder Druckgefühl am After
  • Quälender Juckreiz oder Nässen der Analregion
  • Tastbare Knoten, Verhärtungen oder Verdickungen der Analhaut
  • Fremdkörpergefühl im Rektum, als ob der Darm nicht vollständig entleert wird
  • Wiederkehrende Stuhlunregelmäßigkeiten (Durchfall, Verstopfung)
  • Erschwerte oder schmerzhafte Defäkation (Stuhlgang)

Solche Symptome können natürlich auch durch andere Erkrankungen wie Hämorrhoiden, Analfissuren oder Abszesse bedingt sein. Halten sie jedoch über einen längeren Zeitraum an oder nehmen an Intensität zu, ist eine ärztliche Abklärung unerlässlich. Nur so lässt sich ein Analkarzinom früh erkennen und effektiv behandeln.

Ursachen und Risikofaktoren des Analkarzinoms

Die genauen Ursachen für die Entstehung eines Analkarzinoms sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch einige Faktoren, die das Krebsrisiko nachweislich erhöhen:

  • Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV): HPV gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Erregern. Bestimmte HP-Viren können Zellveränderungen auslösen, aus denen sich Krebsvorstufen (Dysplasien) entwickeln. Beim Analkarzinom spielen vor allem die Hochrisiko-Typen HPV 16 und 18 eine Rolle.
  • Rauchen: Raucher haben ein deutlich höheres Risiko, an einem Analkarzinom zu erkranken als Nichtraucher. Die krebserregenden Substanzen des Zigarettenrauchs schädigen die Schleimhautzellen und begünstigen die Tumorentstehung.
  • Immunschwäche: Menschen mit geschwächtem Immunsystem, etwa durch eine HIV-Infektion oder nach einer Organtransplantation, sind anfälliger für HPV-Infektionen und damit für die Entwicklung von Analkarzinomen.
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: Patienten mit langjähriger Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn haben ein erhöhtes Analkrebsrisiko, besonders wenn der Anus mitbetroffen ist.
  • Sexualpraktiken: Häufiger Analverkehr und häufig wechselnde Sexualpartner steigern das Risiko für HPV-Infektionen und somit für Analkarzinome. Auch die Nutzung von Sexspielzeug oder Fisting kann Mikroverletzungen verursachen, über die HP-Viren leichter eindringen.

Diese Risikofaktoren sind keine zwangsläufige Ursache für ein Analkarzinom. Umgekehrt erkranken auch Menschen ohne diese Faktoren. Dennoch ist es sinnvoll, Risiken zu minimieren und Warnzeichen ernst zu nehmen.

Komplikationen und Folgen des Analkarzinoms

Im fortgeschrittenen Stadium kann ein unbehandeltes Analkarzinom schwerwiegende Komplikationen und Folgeschäden nach sich ziehen:

  • Stuhlinkontinenz: Durch die Tumorinfiltration verlieren die Schließmuskeln des Afters ihre Funktion. Dies führt zum unwillkürlichen Abgang von Stuhl oder Winden.
  • Stuhlentleerungsstörungen: Wächst der Tumor in den Analkanal, kann er die Passage einengen und den Stuhlgang behindern. Oft bleiben die Patienten obstipiert.
  • Metastasen: Über Lymph- oder Blutgefäße streut der Tumor in benachbarte Lymphknoten oder innere Organe wie Leber oder Lunge. Dort bilden sich Tochtergeschwülste, die die betroffenen Organe schädigen.
  • Fistelbildung: Der Tumor wächst in umliegende Strukturen wie Vagina, Harnröhre oder knöchernes Becken ein. Es entstehen abnorme Verbindungsgänge (Fisteln), über die sich Entzündungen ausbreiten.
  • Schmerzen und Blutungen: Mit zunehmendem Wachstum führt der Tumor zu starken Schmerzen, anhaltenden Blutungen und Gewebszerstörung im Analbereich.

Um solche Komplikationen zu vermeiden, ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung essenziell. Je kleiner der Tumor zum Zeitpunkt der Therapie ist, desto besser sind die langfristigen Heilungschancen.

Diagnose des Analkarzinoms

Werden Sie wegen Analbeschwerden beim Arzt vorstellig, wird dieser zunächst eine gründliche körperliche Untersuchung durchführen. Dazu gehören:

  • Inspektion: Durch Spreizen der Pobacken begutachtet der Arzt die Haut und Schleimhaut von Analrand und unterem Analkanal genau.
  • Digital-rektale Untersuchung: Mit dem behandschuhten Finger tastet der Arzt den Analkanal und das untere Rektum auf Verhärtungen, Knoten und Schleimhautveränderungen ab.
  • Proktoskopie: Mit einem starren Rohr (Proktoskop) inspiziert der Arzt unter Sicht das Innere des Analkanals und entnimmt bei Auffälligkeiten eine Gewebeprobe (Biopsie).

Bestätigen sich in der feingeweblichen Untersuchung Krebszellen, folgen weitere Untersuchungen, um das genaue Tumorstadium festzulegen:

  • Rektoskopie: Eine flexible Sonde (Rektoskop) ermöglicht die Beurteilung des gesamten Rektums bis zum Übergang in den Darm. So lässt sich die Tumorausdehnung genau bestimmen.
  • Endosonographie: Mit einer Ultraschallsonde im Enddarm werden die Tumorgrenzen und benachbarte Lymphknoten dargestellt. Dies hilft, die Infiltrationstiefe abzuschätzen.
  • MRT: Die Magnetresonanztomographie liefert detaillierte Schnittbilder des Beckens und der Lymphabflusswege. Damit lässt sich die Ausbreitung des Tumors präzise beurteilen.
  • CT: Durch Computertomographien von Bauch und Becken werden eventuelle Metastasen in Leber, Lunge oder anderen Organen aufgespürt.

Je nach Befund werden die Analkarzinome in verschiedene Stadien eingeteilt, die für die Therapieplanung entscheidend sind. Auch der allgemeine Gesundheitszustand und Begleiterkrankungen fließen in die Wahl der geeigneten Behandlung ein.

Behandlung des Analkarzinoms

Die Behandlung eines Analkarzinoms richtet sich nach dem Tumorstadium, dem Allgemeinzustand des Patienten und dem Therapieziel (kurativ oder palliativ). Grundsätzlich stehen folgende Optionen zur Verfügung:

  • Operation: Kleine, oberflächliche Tumoren am Analrand können operativ entfernt werden. Ist der Schließmuskel mitbetroffen, ist meist eine komplette Entfernung des Analkanals (Rektumexstirpation) mit Anlage eines dauerhaften künstlichen Darmausgangs (Anus praeter) notwendig.
  • Radiochemotherapie: Die Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie ist der Goldstandard bei fortgeschrittenen, aber noch nicht metastasierten Tumoren. Durch die Strahlen werden die Krebszellen lokal zerstört. Die Chemotherapie hemmt das Tumorwachstum im ganzen Körper.
  • Chemotherapie: Bei Fernmetastasen kommt eine alleinige Chemotherapie zum Einsatz. Durch die Gabe von Zytostatika (Zellgifte) sollen die Metastasen verkleinert und das Fortschreiten der Erkrankung gebremst werden. Auch zur Linderung tumorbedingter Beschwerden ist die Chemotherapie geeignet.
  • Checkpointinhibitoren: Moderne Immuntherapeutika wie PD1-/PDL1-Hemmer aktivieren körpereigene Abwehrzellen gegen den Tumor. Sie eignen sich v.a. für Patienten mit metastasierten Karzinomen, die auf die Standard-Chemo nicht ansprechen.
  • Supportive Maßnahmen: Ergänzend werden Medikamente gegen Schmerzen, Übelkeit und Entzündungen sowie eine intensive Wundpflege und psychoonkologische Betreuung eingesetzt. Sie verbessern Lebensqualität und Therapieverträglichkeit der Patienten maßgeblich.

Welche Behandlungsstrategie im Einzelfall die beste ist, entscheidet ein spezialisiertes Ärzteteam gemeinsam mit dem Patienten. Auch die persönlichen Wünsche und Bedürfnisse sollten dabei berücksichtigt werden.

Vorbeugung des Analkarzinoms

Es gibt einige Maßnahmen, mit denen Sie Ihr persönliches Risiko für ein Analkarzinom senken können:

  • HPV-Impfung: Die Impfung gegen Humane Papillomviren schützt vor den krebsauslösenden Virustypen und senkt damit das Risiko für HPV-assoziierte Tumore wie Gebärmutterhals- oder Analkrebs. Sie wird für Mädchen und Jungen ab 9 Jahren empfohlen.
  • Safer Sex: Beim Geschlechtsverkehr, insbesondere beim Analverkehr, verringern Kondome das Risiko einer HPV-Übertragung. Auch die Zahl der Sexualpartner sollte möglichst gering gehalten werden.
  • Rauchstopp: Verzichten Sie konsequent auf Zigaretten und anderen Tabakkonsum. Damit schützen Sie nicht nur Ihren After, sondern senken insgesamt das Krebsrisiko in Ihrem Körper.
  • Gesunder Lebensstil: Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ein verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol stärken Ihr Immunsystem und machen es widerstandsfähiger gegen Krankheiten aller Art.
  • Früherkennung: Gehen Sie bei anhaltenden oder wiederkehrenden Beschwerden am After frühzeitig zum Arzt. Je eher ein Analkarzinom erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Wichtig ist, dass Sie aufmerksam für Ihren Körper sind und Veränderungen nicht ignorieren. Haben Sie Fragen oder Unsicherheiten, scheuen Sie sich nicht, Ihren Arzt darauf anzusprechen.

Fazit

Das Analkarzinom ist eine seltene, aber ernst zu nehmende Krebserkrankung des Afters. Typische Symptome wie Blutungen, Schmerzen oder tastbare Knoten sollten frühzeitig ärztlich abgeklärt werden. Als Hauptrisikofaktoren gelten HPV-Infektionen, Rauchen und Immunschwäche.

Die Diagnose erfolgt durch eine gründliche Untersuchung, Gewebeproben und bildgebende Verfahren. Je nach Stadium und Ausdehnung des Tumors kommen Operation, Bestrahlung, Chemotherapie oder eine Kombination dieser Methoden zum Einsatz. Ergänzend sind supportive Maßnahmen zur Linderung von Schmerzen und Nebenwirkungen unverzichtbar.

Durch eine konsequente Vorbeugung lässt sich das Risiko für ein Analkarzinom deutlich senken. Dazu zählen die HPV-Impfung, Safer Sex, ein gesunder Lebensstil und die Aufmerksamkeit für Anzeichen und Beschwerden.

Scheuen Sie sich nicht, bei Auffälligkeiten frühzeitig einen Arzt aufzusuchen. Je früher ein Analkarzinom erkannt und behandelt wird, desto besser stehen die Chancen für eine vollständige Heilung. Mit der richtigen Therapie und einer konsequenten Nachsorge haben die meisten Patienten eine gute Prognose und Lebensqualität.

Machen Sie Ihre Gesundheit zur Priorität und gehen Sie verantwortungsvoll mit Ihrem Körper um. Nur so können Sie langfristig ein unbeschwertes und erfülltes Leben führen. Ihr Arzt ist dabei Ihr kompetenter Partner, der Sie individuell berät und begleitet.

Quellen und weiterführende Informationen

  1. Deutsche Krebsgesellschaft e.V. (2021): Analkarzinom – Patientenratgeber. Online verfügbar unter: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/analkarzinom.html (Stand: 08.08.2021)
  2. Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. (2020): Leitlinie Analkarzinom. Online verfügbar unter: https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/analkarzinom/@@guideline/html/index.html (Stand: 15.10.2020)
  3. Robert Koch-Institut (2019): Krebs in Deutschland für 2015/2016. 12. Ausgabe. Berlin: Robert Koch-Institut. Online verfügbar unter: https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/kid_2019/krebs_in_deutschland_2019.pdf?__blob=publicationFile (Stand: 17.12.2019)
  4. National Cancer Institute (2021): Anal Cancer Treatment (PDQ®)–Patient Version. Online verfügbar unter: https://www.cancer.gov/types/anal/patient/anal-treatment-pdq (Stand: 23.04.2021)
  5. Leitlinienprogramm Onkologie (2020): S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom. Version 2.1. AWMF-Registernummer: 021/007OL. Online verfügbar unter: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/kolorektales-karzinom/ (Stand: Januar 2020)

Bitte beachten Sie, dass die Informationen in diesem Artikel allgemeiner Natur sind und eine individuelle ärztliche Beratung nicht ersetzen können. Besprechen Sie gesundheitliche Fragen und Beschwerden immer mit einem qualifizierten Arzt oder einer qualifizierten Ärztin Ihres Vertrauens.

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