Die Wahrheit über Adipositas: Symptome, Ursachen, Diagnose und Behandlung

Alles, was Sie über starkes Übergewicht wissen müssen, um langfristig abzunehmen und gesünder zu leben

Leiden Sie unter starkem Übergewicht und fühlen sich hilflos? Adipositas ist weit mehr als nur ein paar Kilos zu viel auf den Rippen. Die Krankheit beeinträchtigt die Lebensqualität und kann schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben. Doch es gibt Hoffnung! In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige über die Symptome, Ursachen, Diagnose und Behandlung von Adipositas. Mit dem richtigen Wissen und der nötigen Motivation können auch Sie langfristig abnehmen und Ihr Wohlbefinden steigern.

Auf einen Blick: Die wichtigsten Fakten zur Adipositas

  • Adipositas ist definiert als starkes Übergewicht mit einem Body-Mass-Index (BMI) über 30.
  • Häufige Symptome sind u.a. Kurzatmigkeit, Gelenkbeschwerden und Hautreizungen.
  • Die Ursachen sind meist eine Kombination aus genetischer Veranlagung, falscher Ernährung und Bewegungsmangel.
  • Unbehandelt kann Adipositas zu Folgeerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Problemen führen.
  • Die Diagnose erfolgt durch Bestimmung des BMI, Taillenumfangmessung und eine umfassende Anamnese.
  • Die Behandlung umfasst Ernährungsumstellung, mehr Bewegung sowie ggf. Medikamente oder eine Operation. Mit der richtigen Therapie ist eine langfristige Gewichtsreduktion möglich.
  • Zur Prävention sind eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Aktivität und Stressabbau wichtig.

Was genau ist Adipositas?

Adipositas, auch als “krankhafte Fettleibigkeit” bezeichnet, ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der das Körperfett deutlich über das normale Maß hinaus vermehrt ist. Von Adipositas spricht man, wenn der Body-Mass-Index (BMI) 30 oder mehr beträgt. Der BMI berechnet sich aus dem Gewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat.

Beispiel: Eine 1,70 m große Person mit 90 kg hätte einen BMI von 31,1 und damit Adipositas.

Je nach Ausprägung unterscheidet man drei Schweregrade:

  • Adipositas Grad 1: BMI 30-34,9
  • Adipositas Grad 2: BMI 35-39,9
  • Adipositas Grad 3: BMI ≥ 40

Achtung: Der BMI ist nur ein grober Richtwert und eignet sich nicht für Kinder, Schwangere, Bodybuilder und ältere Menschen mit wenig Muskelmasse. Für eine verlässliche Diagnose sind weitere Untersuchungen nötig.

Typische Symptome einer Adipositas

Die Beschwerden, die mit starkem Übergewicht einhergehen, sind vielfältig und hängen vom individuellen Gesundheitszustand ab. Häufige Anzeichen für eine Adipositas sind:

  • Kurzatmigkeit und schnelle Erschöpfung schon bei geringer körperlicher Belastung
  • Verstärkte Schweißneigung
  • Hautreizungen und schlecht heilende Wunden vor allem in Hautfalten
  • Gelenkbeschwerden besonders an Knien und Hüften durch erhöhte Druckbelastung
  • Rückenschmerzen aufgrund von Fehlhaltungen und Muskelverspannungen
  • Verminderte Beweglichkeit und Ausdauer
  • Schnarchen und nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe)
  • Zyklusstörungen und Unfruchtbarkeit bei Frauen
  • Depressive Verstimmungen und sozialer Rückzug

Wenn Sie unter mehreren dieser Symptome leiden und Ihr BMI deutlich erhöht ist, sollten Sie das Gespräch mit Ihrem Hausarzt suchen. Je früher man eine Adipositas erkennt und behandelt, desto besser sind die Erfolgsaussichten.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Entstehung von Adipositas ist ein komplexer Prozess, bei dem verschiedene Faktoren eine Rolle spielen:

  • Genetische Veranlagung: Manche Menschen haben ein erhöhtes Risiko, an Adipositas zu erkranken, was in der Familie liegen kann.
  • Kalorienreiche Ernährung: Zu viel Fast Food, Süßigkeiten, Softdrinks und versteckte Fette führen zu einer überhöhten Energiezufuhr.
  • Bewegungsmangel: Ein vorwiegend sitzender Lebensstil mit wenig körperlicher Aktivität begünstigt die Gewichtszunahme.
  • Stress: Dauerhafte Belastung und zu wenig Schlaf können Heißhunger auf Süßes und Fettiges auslösen.
  • Psychische Faktoren: Frust, Langeweile oder emotionales Essverhalten sind häufige Ursachen für Übergewicht.
  • Hormonelle Störungen: Erkrankungen wie Hypothyreose oder ein Cushing-Syndrom beeinflussen das Gewicht.
  • Medikamente: Einige Psychopharmaka, Betablocker oder Kortison können die Gewichtszunahme fördern.

Meist ist es nicht ein einzelner Grund, sondern das Zusammenspiel mehrerer Faktoren, das zu Übergewicht führt. Umso wichtiger ist es, die individuellen Ursachen zu identifizieren, um gezielt gegensteuern zu können.

Mögliche Folgen und Komplikationen

Wird eine Adipositas nicht behandelt, kann sie schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben:

  • Diabetes mellitus Typ 2: Durch die Fetteinlagerung in der Bauchspeicheldrüse entwickelt sich häufig eine Insulinresistenz. Typische Anzeichen sind ständiger Durst, häufiges Wasserlassen und Müdigkeit.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Übergewicht führt zu Bluthochdruck, Gefäßverkalkung und einem erhöhten Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Warnzeichen sind Druckgefühl im Brustkorb, Schwindel und Herzrhythmusstörungen.
  • Gelenkverschleiß (Arthrose): Die erhöhte Belastung beansprucht besonders Knie-, Hüft- und Sprunggelenke. Anzeichen sind Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen.
  • Krebserkrankungen: Adipositas steigert das Risiko für einige Krebsarten wie Brust-, Gebärmutter- und Darmkrebs.
  • Psychische Probleme: Viele Adipöse leiden unter mangelndem Selbstwertgefühl, sozialer Isolation und Depressionen.

Halten Symptome wie Kurzatmigkeit, Brustschmerzen oder depressive Verstimmungen trotz Gewichtsabnahme an, ist eine ärztliche Abklärung dringend zu empfehlen! Auch wenn keine Beschwerden auftreten, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen für Übergewichtige besonders wichtig.

Diagnose einer Adipositas

Um eine Adipositas fundiert zu diagnostizieren, wird der Arzt neben der Berechnung des BMI und der Messung des Bauchumfangs eine ausführliche Anamnese durchführen. Dabei fragt er nach

  • aktuellen Beschwerden und Symptomen
  • der bisherigen Gewichtsentwicklung
  • Essgewohnheiten und Lebensstil
  • psychosozialer Situation und Belastungsfaktoren
  • Vorerkrankungen und Familienanamnese

Außerdem erfolgt eine körperliche Untersuchung, um mögliche Folgeerkrankungen auszuschließen bzw. festzustellen. Dazu gehören:

  • Blutdruck- und Pulsmessung
  • Abhören von Herz und Lunge
  • Prüfung von Reflexen und Nervenfunktion
  • Kontrolle der Haut auf Anzeichen eines Diabetes
  • Untersuchung der Gelenke

Ergänzend werden Laboruntersuchungen veranlasst, z.B.

  • Blutzuckerspiegel und HbA1c
  • Blutfette (Cholesterin, Triglyceride)
  • Leberwerte
  • Schilddrüsenhormone
  • ggf. Funktionstest der Bauchspeicheldrüse

Mit bildgebenden Verfahren wie Ultraschall oder MRT lassen sich Organveränderungen und das viszerale Bauchfett genauer beurteilen.

Behandlung: So lässt sich Adipositas in den Griff bekommen

Wie lässt sich krankhaftes Übergewicht am besten behandeln? Eine schonende und nachhaltige Gewichtsreduktion steht an erster Stelle. Eine Kombination aus Ernährungsumstellung, mehr Bewegung und Verhaltensänderung ist dabei am erfolgversprechendsten:

  • Ernährungstherapie: Unter Anleitung erlernen Betroffene eine ausgewogene, kalorienreduzierte Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen. Ziel ist eine schrittweise Reduktion von 0,5-1 kg pro Woche.
  • Steigerung der körperlichen Aktivität: Regelmäßige Bewegung wie Schwimmen, Radfahren oder Walken verbrennt nicht nur Kalorien, sondern verbessert auch die Stoffwechselleistung. Am besten langsam beginnen und sich realistische Ziele setzen.
  • Verhaltenstherapie: Das Erlernen neuer Essgewohnheiten, der Umgang mit Stress und Emotionen sowie die Steigerung der Selbstakzeptanz sind wichtige Bausteine für eine langfristige Gewichtsabnahme. Die Therapie findet einzeln oder in Gruppen unter psychologischer Leitung statt.

Bei krankhafter Adipositas können ergänzend Medikamente wie Orlistat oder Liraglutid zum Einsatz kommen. Sie hemmen entweder die Fettaufnahme im Darm oder wirken appetitzügelnd. Die Präparate sind jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht und in Kombination mit einer Änderung des Lebensstils sinnvoll.

In Einzelfällen ist eine chirurgische Behandlung (Adipositaschirurgie) notwendig, um eine massive Gewichtsreduktion zu erreichen. Die häufigsten Verfahren sind:

  • Magenband: Ein verstellbares Silikonband um den Mageneingang erzeugt ein schnelleres Sättigungsgefühl.
  • Magenbypass: Durch Abtrennung des oberen Magenteils und Verbindung mit dem Dünndarm wird die aufgenommene Nahrungsmenge verringert.
  • Schlauchmagen: Ein Großteil des Magens wird entfernt, was ebenfalls zu einer geringeren Nahrungsaufnahme führt.

Wichtig ist, dass auch nach einer OP die Ernährung langfristig umgestellt und die Bewegung gesteigert wird. Nur dann ist eine dauerhafte Gewichtsabnahme möglich.

Vorbeugung und gesunder Lebensstil

Die beste Behandlung ist immer noch die Vorbeugung! Um eine Adipositas gar nicht erst entstehen zu lassen bzw. einem Rückfall vorzubeugen, ist ein gesunder Lebensstil entscheidend:

  • Ernähren Sie sich vielseitig mit reichlich Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und gesunden Fetten wie Nüssen oder Olivenöl. Vermeiden Sie verarbeitete Lebensmittel, Zucker und Alkohol weitgehend.
  • Achten Sie auf regelmäßige Mahlzeiten und essen Sie langsam und bewusst. Hunger- und Sättigungsgefühle lassen sich so besser wahrnehmen.
  • Treiben Sie mindestens 150 Minuten pro Woche Sport, am besten eine Mischung aus Ausdauer und Kraftübungen. Schon 10 Minuten täglich bringen viel für die Gesundheit.
  • Bauen Sie Bewegung in Ihren Alltag ein, z.B. durch Treppensteigen, Radfahren oder Spaziergänge.
  • Finden Sie einen Ausgleich zum Stress, sei es durch Entspannungstechniken, Hobbys oder Zeit mit Familie und Freunden. Ausreichend Schlaf ist ebenfalls wichtig.
  • Akzeptieren Sie Ihren Körper und konzentrieren Sie sich auf das Positive. Gewichtszunahmen sind kein Weltuntergang, sondern Anlass, die Ursachen zu hinterfragen und gegenzusteuern.

Tipp: Perfektionismus ist der größte Feind bei der Gewichtsreduktion. Setzen Sie sich lieber kleine, erreichbare Ziele und seien Sie nicht zu streng mit sich. Holen Sie sich Unterstützung, wenn es alleine nicht klappt.

Fazit

Adipositas ist eine ernstzunehmende chronische Erkrankung, die unbehandelt schwerwiegende Folgen haben kann. Doch mit der richtigen Therapie und der nötigen Motivation lässt sich Übergewicht in den Griff bekommen. Das oberste Ziel ist nicht die schnellstmögliche Gewichtsabnahme, sondern eine langfristige Änderung des Lebensstils hin zu ausgewogener Ernährung und mehr Bewegung. Der Weg ist nicht immer leicht, aber er lohnt sich – für Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden!

Geben Sie nicht auf, wenn es mal Rückschläge gibt. Jeder noch so kleine Fortschritt zählt. Und denken Sie daran: Sie müssen es nicht alleine schaffen! Scheuen Sie sich nicht, profession.

Quellen

  1. Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) e.V. (2014): Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur „Prävention und Therapie der Adipositas”. Version 2.0. Online verfügbar unter: https://www.adipositas-gesellschaft.de/fileadmin/PDF/Leitlinien/S3_Adipositas_Praevention_Therapie_2014.pdf
  2. Robert Koch-Institut (RKI) (2021): Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Übergewicht und Adipositas. Online verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Uebergewicht_Adipositas/Uebergewicht_Adipositas_node.html
  3. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) (2020): Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE. Online verfügbar unter: https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/10-regeln-der-dge/
  4. Wirth, A., Wabitsch, M., Hauner, H. (2014): Klinische Bedeutung der Adipositas. In: Dtsch Arztebl Int 2014; 111(42): 705-11; DOI: 10.3238/arztebl.2014.0705
  5. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (DEGAM) (2017): Neu aufgetretenes Übergewicht und Adipositas. S3-Leitlinie. AWMF-Register-Nr. 053-039. Online verfügbar unter: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/053-039.html
  6. World Health Organization (WHO) (2021): Obesity and overweight. Online verfügbar unter: https://www.who.int/en/news-room/fact-sheets/detail/obesity-and-overweight
  7. Ärzteblatt (2020): Übergewicht hat europaweit zugenommen. Online verfügbar unter: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/119271/Uebergewicht-hat-europaweit-zugenommen
  8. Techniker Krankenkasse (TK) (2019): Gut leben mit Adipositas. Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Online verfügbar unter: https://www.tk.de/resource/blob/2046128/6f0312ade8395a3f48f89b2b5b25b0f6/broschuere-adipositas-data.pdf
  9. Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) (2021): Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2. Online verfügbar unter: https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/menschen-mit-diabetes/grundlagen/adipositas-und-diabetes-mellitus-typ-2.html
  10. Deutsche Herzstiftung e.V. (2020): Herzinsuffizienz durch Übergewicht. Online verfügbar unter: https://www.herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/herzinsuffizienz/uebergewicht-herzinsuffizienz
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