Asperger-Syndrom: Alles was Sie über das Autismus-Spektrum wissen müssen

Verstehen, erkennen und behandeln Sie die Symptome des Asperger-Syndroms, einer Form des hochfunktionalen Autismus

Auf einen Blick

  • Das Asperger-Syndrom ist eine Form des Autismus mit normaler Intelligenz und Sprachentwicklung
  • Typische Symptome: Schwierigkeiten in sozialer Interaktion & Kommunikation, repetitive Verhaltensweisen, spezielle Interessen
  • Ursachen sind komplex und noch nicht vollständig geklärt, genetische Faktoren spielen eine wichtige Rolle
  • Diagnose erfolgt nach Kriterien der ICD-10 bzw. DSM-5 durch ausführliche ärztliche und psychologische Untersuchung
  • Behandlung beinhaltet Verhaltenstherapie, Förderprogramme und unterstützende Maßnahmen im Alltag

Leben mit Asperger: Symptome erkennen und den Alltag meistern

Das Asperger-Syndrom ist eine Form der Autismus-Spektrum-Störung. Betroffene weisen meist eine normale Intelligenz und Sprachentwicklung auf, haben aber große Schwierigkeiten im Bereich der sozialen Interaktion und Kommunikation. Sie interpretieren Mimik und Gestik oft falsch und haben Probleme, Freundschaften zu schließen. Auch repetitive Verhaltensweisen und spezielle, teilweise sehr ausgeprägte Interessen sind typisch.

Asperger-Autisten fallen oft durch ihre spezielle Art auf, mit anderen Menschen umzugehen. Sie wirken häufig sozial unbeholfen, können Gesichtsausdrücke und Körpersprache schlecht deuten und verstehen Ironie oder Sarkasmus oft wörtlich. Smalltalk fällt ihnen schwer, stattdessen können sie andere mit ihrem Spezialwissen regelrecht “zutexten”.

Im Alltag sind Asperger-Betroffene meist auf feste Routinen und Rituale angewiesen. Schon kleine Veränderungen im Tagesablauf können sie aus der Bahn werfen. Auch mit plötzlichen Sinneseindrücken wie lauten Geräuschen oder grellen Licht haben viele Probleme. Manche reagieren darauf mit Stress und Vermeidungsverhalten.

Das Asperger-Syndrom wurde erstmals 1944 von Hans Asperger beschrieben und zählt heute zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen.

Häufige Symptome

Die Symptome des Asperger-Syndroms sind sehr vielfältig und individuell unterschiedlich ausgeprägt. Zu den häufigsten Anzeichen zählen:

  • Probleme im sozialen Miteinander und Schwierigkeiten, Freundschaften zu schließen
  • Mangelndes Verständnis für soziale Regeln und Konventionen
  • Eingeschränkte Mimik und Gestik, teilweise unpassender Blickkontakt
  • Einseitige Kommunikation und wörtliches Verständnis von Sprache
  • Spezielle, sehr ausgeprägte Interessen und repetitive Verhaltensweisen
  • Mangelnde Empathie und Schwierigkeiten, sich in andere hineinzuversetzen
  • Motorische Ungeschicklichkeit und Probleme mit der Handschrift
  • Überempfindlichkeiten gegenüber Geräuschen, Licht oder Berührungen
  • Schwierigkeiten mit Veränderungen und Vorliebe für Routinen

Kinder mit Asperger fallen oft schon im Kindergartenalter durch ihr spezielles Spielverhalten auf. Statt mit anderen Kindern zu spielen, beschäftigen sie sich lieber alleine und ausdauernd mit ihren Spezialthemen. Auch im Schulalter haben sie meist nur wenige Freunde und gelten als Einzelgänger.

Erwachsene Asperger-Autisten haben oft Schwierigkeiten, im Beruf Fuß zu fassen und länger in einem Job zu bleiben. Durch ihre speziellen Verhaltensweisen ecken sie schnell an oder werden missverstanden. Auch Partnerschaften sind für viele eine Herausforderung.

Bei Mädchen und Frauen ist das Asperger-Syndrom oft schwieriger zu erkennen, da sie ihre Defizite besser kompensieren können.

Asperger verstehen: Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten

Die genauen Ursachen des Asperger-Syndroms sind noch nicht abschließend geklärt. Experten gehen von einem komplexen Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung und bestimmten Umwelteinflüssen aus. Als gesichert gilt, dass mehrere Gene an der Entstehung beteiligt sind. Diskutiert werden zudem verschiedene Risikofaktoren wie hohes Alter der Eltern, Geburtskomplikationen oder virale Infektionen in der Schwangerschaft.

Für eine gesicherte Diagnose nach ICD-10 oder DSM-5 ist eine ausführliche Untersuchung notwendig. Dazu gehören die Analyse der Entwicklungsgeschichte, körperliche und psychologische Tests sowie strukturierte Interviews zur Erfassung der typischen Symptome. Wichtig ist auch eine Verhaltensbeobachtung in verschiedenen Alltagssituationen.

Eine ursächliche Behandlung des Asperger-Syndroms ist bisher nicht möglich. Im Vordergrund stehen daher unterstützende Therapien und Fördermaßnahmen wie Verhaltenstherapie, Wahrnehmungs- und Kommunikationstraining sowie Hilfen zur Alltagsbewältigung. In Einzelfällen können auch Medikamente zum Einsatz kommen.

Eine frühzeitige Erkennung und Förderung ab dem Kleinkindalter ist entscheidend, um den Verlauf positiv zu beeinflussen.

Hochfunktionaler Autismus: Das Asperger-Syndrom und seine Besonderheiten

Beim Asperger-Syndrom handelt es sich um eine spezielle Form des hochfunktionalen Autismus. Im Gegensatz zum frühkindlichen Autismus liegen die Einschränkungen hier vor allem im Bereich der sozialen Interaktion und Kommunikation, während die kognitiven Fähigkeiten normal bis überdurchschnittlich ausgeprägt sind.

Viele Asperger-Autisten haben besondere Talente und Begabungen. Oft sind sie überdurchschnittlich intelligent und verfügen in ihren speziellen Interessensgebieten über ein enormes Detailwissen. Auch ihr fotografisches Gedächtnis und ihre Fähigkeit, Muster und Strukturen zu erkennen, sind häufig beeindruckend.

Andererseits leiden die Betroffenen unter ihren sozialen Defiziten und haben es schwer, im Alltag zurechtzukommen. Viele entwickeln Zusatzprobleme wie Depressionen, Ängste oder Zwänge. Auch körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen oder Magen-Darm-Probleme treten gehäuft auf.

Aufgrund ihrer speziellen Fähigkeiten werden Asperger-Autisten oft als “kleine Genies” bezeichnet.

Asperger-Syndrom: Was Betroffene und Angehörige wissen müssen

Für Eltern ist es oft ein Schock, wenn bei ihrem Kind Asperger diagnostiziert wird. Viele machen sich Vorwürfe oder fühlen sich hilflos und überfordert. Hier ist es wichtig zu wissen, dass frühzeitige Förderung und liebevolle Unterstützung enorm helfen können, die Symptome zu verbessern.

Angehörige und Bezugspersonen sollten viel über die Besonderheiten des Asperger-Syndroms lernen, um Betroffene besser verstehen und angemessen unterstützen zu können. Dazu gehört auch, ihre speziellen Stärken zu erkennen und zu fördern. Selbsthilfegruppen und Autismus-Verbände bieten wertvolle Informationen und Hilfestellungen.

Betroffene selbst können ebenfalls viel tun, um besser mit dem Asperger-Syndrom leben zu lernen. Dazu gehören eine offene Kommunikation über die eigenen Schwierigkeiten, der Aufbau eines unterstützenden Umfeldes und die konsequente Umsetzung hilfreicher Strategien im Alltag. Auch Psychotherapie kann sinnvoll sein, um dysfunktionale Denkmuster und Verhaltensweisen zu verändern.

Je besser Betroffene und Angehörige über das Asperger-Syndrom aufgeklärt sind, desto leichter fällt der Umgang damit.

Fazit

Das Asperger-Syndrom ist eine komplexe neurologische Störung, die Betroffene vor große Herausforderungen stellt. Mit einer frühzeitigen Diagnose, gezielter Förderung und viel Verständnis können die Symptome aber deutlich gelindert werden. Trotz ihrer Defizite haben viele Asperger-Autisten auch besondere Stärken wie Zuverlässigkeit, Genauigkeit und umfassendes Spezialwissen. Es ist wichtig, diese Fähigkeiten zu erkennen und zu fördern. Für Betroffene und Angehörige gibt es heute vielfältige Unterstützungsangebote, um ein weitgehend selbstbestimmtes Leben führen zu können.

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